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Deutsche für Schlußstrich

■ Antisemitismusforscher kritisiert Herzog-Äußerung nach Galinski-Anschlag

Berlin (dpa) – Fast zwei Drittel aller Deutschen (63 Prozent) wollen einen Schlußstrich unter die Diskussion um die Judenverfolgung in der NS-Zeit ziehen. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa hevor, die Die Woche in Auftrag gegeben hatte. Nach der Umfrage, für die 2.005 Deutsche befragt wurden, war der Anteil der 14- bis 24jährigen in dieser Frage genauso hoch wie bei den Befragten über 65 Jahren (65 Prozent). Auch Ost- und Westdeutsche waren sich in ihrer Einschätzung fast einig. Gegen einen Schlußstrich wandten sich 31 Prozent der Deutschen.

Zudem sind laut Umfrage etwa 20 Prozent der Deutschen latent antisemitisch eingestellt, in Ost und West gleichermaßen. Antijüdische Einstellungen wurden bei Anhängern aller politischen Richtungen festgestellt. Die Vorurteile gegenüber Juden waren jedoch um so geringer ausgeprägt, je jünger die Befragten waren.

Unterdessen hat der Berliner Antisemitismusforscher Wolfgang Benz Äußerungen von Bundespräsident Herzog nach dem Sprengstoffanschlag auf die Grabstätte von Heinz Galinski kritisiert. Die Einschätzung Herzogs, es handle sich bei der Schändung um das „Werk von wirren Einzelgängern“, sei „völlig falsch“ und in ihrer Wirkung verheerend, so Benz. Herzogs Äußerungen seien ein „gutgemeinter Versuch, den Schaden zu begrenzen“. Doch erlaubten sie einer Mehrheit, sich darauf zurückzuziehen, daß der Antisemitismus sie nichts angehe. Benz forderte, Jugendliche besser über judenfeindliche Einstellungen und Organisationen aufzuklären.

Unbekannte Täter hatten am Samstag abend Galinskis Grabplatte auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin mit einem Sprengsatz zerstört.

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