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Paralleluniversums gegen kindliche Traumas

■ Fernsehen für alle, die dieses Weihnachten zu jung sind, um die richtigen Fremdwörterplurale gelernt zu haben, aber schon eine Fernbedienung benutzen können

Weil der Blick aus dem Fenster für die Feiertage laut Wettervorhersage weniger fröhliches Schneewesenbauen als vielmehr den Blick in die Glotze verheißt, darum an dieser Stelle ein kleiner Fernsehberater für Erziehende:

Wer seine Kinder nicht in die Kirche schicken, aber sie anderweitig bis zur Bescherung ruhigstellen will, für den hat der Kinderkanal am heiligen Nachmittag ausgesorgt. Erst singt Rolf „Ich hab' mich verlaufen“ Zuckowski um 13.10 Uhr mit lauter kleinen Freunden Weihnachtslieder. Um 14 Uhr kommt dann als kleines Weihnachtsgeschenk der erste Teil von „Ronja, die Räubertochter“ (von dem die Freunde plüschigen Unsinns übrigens nicht einmal den Anfang verpassen müssen, wenn sie rechtzeitig, also vor dem Tischgebet von Kermit dem Frosch, von der „Muppets-Weihnachtsgeschichte“ [ab 13.35 Uhr, ARD] umschalten). Für die besonders Harten gibt's um 16 Uhr dann doch die „Wenn. Dann. Die. Weihnachts...Show“ (moderiert von Wolfgang Lippert), in der die Kinderkanalmoderatoren vom Tigerenten-Club, Tabaluga-TiVi und PuR gegeneinander antreten müssen. Und danach ist es ja wohl allerhöchste Zeit für Geschenke.

Falls dann aber bei der Bescherung der Weihnachtsmann als Papa enttarnt wurde und also morgen früh, am 1. Weihnachtstag, eine weitere Kindheit in Trümmern liegen sollten, dann ist guter Rat teuer. Doch auch hier hat der Kinderkanal das passende Filmchem parat: Man braucht den traumatisierten Nachwuchs nämlich nur um 10 Uhr „Ein Weihnachtsmann für Lore“ angucken lassen. Die kleine Lore hat nämlich auf dem Dachboden ein Weihnachtsmannkostüm entdeckt... Ihr Bruder und der Großvater schaffen es jedoch, Lore letzlich den Glauben wiederzugeben. Vielleicht überzeugt das ja auch andere Katastrophenopfer. Für alle anderen zaubert das Bayerische Fernsehen schon um 9 Uhr einen Klassiker aus den ARD-Archiven: „Die Märchenbraut“ von 1980. In insgesamt 13 Folgen wird in dem tschechoslowakischen Märchenfilm der Zauberer Rumburak bis zum 6. Januar sein Unwesen zwischen Märchenwelt und Wirklichkeit treiben.

Der Kinderkanal zieht am 2. Weihnachtstag um 12 Uhr mit „Prinz und Abendstern“ nach. Dieser tschechoslowakische Märchenfilm ist allerdings ganz in einem phantastischen Paralleluniversum angesiedelt. Muß er auch, denn welcher halbwegs normale Prinz verliebt sich schon in einen Abendstern?

Auch das ZDF hat ein kunterbuntes Paralleluniversum wiederentdeckt, nämlich das der guten alten Pippilotta Viktualia Ephraimstochter, und zeigt heute um 13.15 Uhr „Pippi Langstrumpf“, morgen um 9.25 Uhr „Pippi geht von Bord“ und übermorgen Samstag ebenfalls um 9.25 Uhr „Pippi in Taka- Tuka-Land“.

Und dann gibt es natürlich noch die unzähligen Cartoons, Fantasyfilme und Kitschknüller wie „Santa Claus“ am Samstag um 20.15 Uhr in Super-RTL. Der erfolgreichste Familienfilm – nachdem Sat.1 die englische Verfilmung von „Der kleine Lord“ schon letzte Woche verpulvert hat (ein deutsch-italienisches Remake mit Mario Adorf und Marianne Sägebrecht kommt heute um 20.15 Uhr in der ARD) – dürfte Weihnachten '98 „Ein Schweinchen namens Babe“ werden (Freitag um 20.15 Uhr, RTL). Ein Glück, daß das gewitzte Ferkel auf der Flucht vorm Kochtopf keine Gans ist, denn sonst länge der Weihnachtsbraten den meisten wohl noch schwerer im Magen. Ania Mauruschat

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