: „Kerosinsteuer – je schneller, desto besser“
■ Werner Zahn, Gründer von Olimar Reisen, fordert Steuern auf Kerosin – Flüge würden kaum teurer
Olimar Reisen in Köln ist mit 240 Millionen Mark Jahresumsatz und 226.000 Gästen der Marktführer für Flugreisen nach Portugal. Gründer und Geschäftführer ist Werner Zahn (63).
taz: Sie sind bereit, sich in der Branche unbeliebt zu machen?
Werner Zahn: Ach, das muß man abwarten.
Was Sie sich wünschen, ist doch so, als würde der ADAC bei jedem Tanken eine üppige Sozialabgabe für die Bahn fordern oder AKW- Betreiber freiwillig Milliarden in einen Risikofonds einzahlen. Warum wollen Sie eine Besteuerung auf Flugbenzin, wie sie Jürgen Trittin fordert, alle anderen aber vehement ablehnen?
Ganz einfach: Weil Flugbenzin der einzige steuerfreie Treibstoff ist. Dafür gibt es keinen vernünftigen Grund. Jede Straßenbahn kostet Benzin- und Mehrwertsteuer, aber wir Drüberflieger nicht – das ist schlicht ungerecht, das hab' ich noch nie verstanden als Verbraucher. Als Reiseveranstalter könnte ich mich freuen. Aber erst mal bin ich nun mal Verbraucher – von Treibstoff und Energie. Das Flugbenzin zu subventionieren durch die höhere Besteuerung irgendwelcher anderer Leistungen ist schlicht eine Fehlentwicklung.
Fänden Sie eine Kerosin- und eine Mehrwertsteuer vernünftig?
Wie man das nennt, ist zweitrangig. Entscheidend ist, daß überhaupt etwas passiert. Man müßte das stufenweise machen, vielleicht vier Prozent pro Jahr für vier Jahre. Aber sofort. Je schneller, desto besser – für alle. Damit man planen kann. Das Argument, daß bei Flugbenzinsteuer die Branche zusammenbräche, ist schlicht Unsinn. Ähnliches gilt für die Erhöhung der Mineralölsteuer beim Auto – diese Aufregung! Benzin ist doch durch den niedrigen Rohölpreis fast so billig wie in den 70er Jahren.
Um wieviel würde ein Flug denn teurer?
Nach Portugal vielleicht 20 oder 25 Mark.
Jedes Jahr 20 Mark teurer?
Nein, insgesamt, pro Jahr also etwa fünf Mark. Und kein Mensch würde deswegen auf einen Flug verzichten. Die Zahlen, die sonst genannt werden, sind weit überzogen, nur um die eigenen falschen Argumente zu stützen. Genau wie die von der Wettbewerbsgleichheit. Wenn alles nur noch international geht, kommt man gar nicht weiter. Irgendwer muß anfangen.
Ähnlich wie bei den Sicherheitsgebühren? Die betragen hier vielleicht 8,50 Mark und im Nachbarland 100 Mark.
So ist es. Und da wird auch weiter geflogen.
Klingt ja alles sehr schön – aber will sich Olimar vielleicht nur das schöne Image eines grünen Reiseveranstalters umhängen?
Ach, ich will mich überhaupt nicht profilieren. Ich hatte diese Meinung schon, bevor ich Reiseveranstalter war. Ich werde doch meine Meinung nicht verbiegen, nur weil ich durch diese ungerechte und unsinnige Steuerfreiheit davon als Unternehmer – unter Umständen, ganz vereinzelt und wenn überhaupt – minimal profitieren könnte.
Sagen Ihre Kollegen: Ach, Zahn, Sie haben recht, aber das dürfen wir nie öffentlich sagen?
Ich glaube, daß die entscheidenden Personen unserer Mitbewerber im Grunde gar nicht anders denken. Auch wenn manche offiziell etwas anderes sagen.
Die Lobbyisten-Automatik verbietet es, das laut zu sagen?
Der Unterschied ist: Die einzelnen Unternehmer denken oft anders als die sie vertretenden Verbände. Verbände denken grundsätzlich konservativer. Weil sie immer nur an den kleinsten gemeinsamen Nenner denken. Interview: Bernd Müllender
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