An Ganztagsschulen wird außer Mathe oder Englisch auch soziales Lernen vermittelt

Schüler an Ganztagsschulen dürfen bzw. müssen von 8 Uhr bis mindestens 15.30 Uhr an der Schule sein, je nach Konzept. Beim additiven Modell findet der Unterricht wie an normalen Schulen vormittags statt. Wer will, kann anschließend in die Hausaufgabenbetreuung oder in Arbeitsgruppen gehen.

Im integrierten Modell ist der ganztägige Aufenthalt obligatorisch. Der Sozial- und Erziehungswissenschaftler Heinz Günter Holtappels hält dieses Konzept für sinnvoller. „Der Unterricht kann besser auf den Lebens- und Lernrhythmus der Kinder abgestimmt werden, wenn mehr Zeit zur Verfügung steht.“ Beispiel: Nach „harten“ Fächern wie Mathe oder Fremdsprachen können sich die Schüler in Sport-Arbeitsgruppen austoben und sich dann nachmittags wieder besser konzentrieren.

Auch Lernen an Orten außerhalb der Schule ist im integrierten Modell möglich, zum Beispiel Biologieunterricht an einem See oder das Treffen mit einem Asylbewerber, der über seine Probleme berichtet – außerhalb von Lehrplan und dem begrenzten 45-Minuten-Takt. „Bei solchen authentischen Begegnungen können die Kinder selbst erforschen: Was ist da los“, begründet Holtappels die Vorteile offener Lernformen.

An Ganztagsschulen wird auch mehr soziales Lernen vermittelt als an den klassischen Halbtagsschulen. Oft übernehmen die Schüler an ihrer Schule Hausmeisterdienste oder die Planung von Klassenfahrten. Und das seien nicht nur „singuläre Akte“ wie während einer schulischen Projektwoche, betont Erziehungswissenschaftler Holtappels: „Das ist hier Alltag.“ Indem sie mehr mitbestimmen können und Verantwortung übernehmen, lernen die Schüler auch „ein Stück Demokratie“, so Holtappels. Probleme oder Konflikte, die dabei auftauchen, seien durchaus erwünscht. „Schule soll ja nicht aseptisch sein.“ Kerstin Willers