: Atomlobbyist wird Dino des Jahres
Naturschutzbund würdigt Bayernwerk-Chef Otto Majewski für seinen Kampf gegen den Atomausstieg mit „Deutschlands peinlichstem Umweltpreis“ ■ Von Jens Uehlecke
Berlin (taz) – Der Naturschutzbund Nabu hat gestern den Vorstandsvorsitzenden der Bayernwerk AG, Otto Majewski, mit dem „Dinosaurier des Jahres“ ausgezeichnet. Auf einer Pressekonferenz in Bonn sagte Nabu-Präsident Jochen Flasbarth, „Deutschlands peinlichster Umweltpreis“ gebühre dem Bayernwerk-Chef für seinen „vehementen Kampf“ gegen den Ausstieg aus der Atomenergie. Dieser stelle die kurzfristigen Gewinninteressen seiner Aktionäre über die langfristigen Sicherheits- und Umweltinteressen künftiger Generationen. „Majewski steht für das Gestrige, das Nichtzukunftfähige. Das allerdings hat er mit einer bislang nicht gekannten Aggressivität vertreten“, so der Nabu-Chef.
Otto Majewski gilt als einer der brachialsten Verfechter der Atomenergie. Unmittelbar nach der Bundestagswahl im Oktober hatte er der neuen Regierung Schadenersatzforderungen in „dreistelliger Milliardenhöhe“ angedroht, wenn diese die Atomkraftwerke sofort stillegen sollte. Das wollte nicht einmal die atomfreundliche Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) unterschreiben. Ein VDEW-Gutachten hatte die Forderungen nur wenige Wochen später auf 35 bis 88 Milliarden Mark herunterkorrigiert.
„Majewski hat vorgeführt, daß eine Handvoll Energiemanager der Bundesregierung mehr Respekt einflößen kann als die Mehrheit der Wähler“, sagte Flasbarth. Auch während des Skandals um die Atomtransporte im letzten Sommer war Majewski aufgefallen. Vor dem Umweltausschuß des Bundestages hatte er zugeben müssen, daß die AKW-Chefs der Bayernwerke von den Strahlenflecken an den Transportbehältern schon länger wußten.
Sprecher der Bayernwerke wollten gestern zunächst nicht Stellung zu der Auszeichnung nehmen. Aus der Münchner Unternehmenszentrale hieß es: „Herr Majewski wäre sicher nicht begeistert, wenn man ihn deswegen aus dem Urlaub holen würde.“ Majewski selbst hatte noch Anfang Dezember gesagt, er befinde sich in einem „zähen Dauerkrieg“ gegen den Atomausstieg. Gedeckt vom größten Aktionär, dem Freistaat Bayern, betreibt sein Unternehmen die Atonkraftwerke Grafenrheinfeld, Isar 1 und 2 sowie – gemeinsam mit der RWE – die Gundremminger Blöcke.
Den „Dinosaurier des Jahres“, eine 2,6 Kilogramm schwere, in Zinn gegossene Nachbildung einer Riesenechse, verleiht der Nabu seit 1993 an Persönlichkeiten, „die durch besonders herausragende und rückwärtsgewandte Entscheidungen“ aufgefallen sind. Im letzten Jahr hatte der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel die Trophäe wegen des Verkaufs von Naturschutzflächen in Ostdeutschland bekommen.
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