: Geiseln gewaltsam befreit
■ Jemen: Widersprüchliche Angaben über Opfer der gewaltsamen Befreiungsaktion nach zweiter Geiselnahme. Vier deutsche Touristen sind weiterhin in der Hand ihrer Entführer
Sanaa (AP/AFP) – Bei der Befreiung westlicher Geiseln in Jemen sind nach Angaben der Britischen Botschaft in Sanaa drei Ausländer verletzt worden. Dies sagte die Vizekonsulin der Botschaft, Kate Batty-Smith, gestern unter Berufung auf die jemenitischen Behörden. Die einheimischen Sicherheitskräfte hatten zuvor mitgeteilt, bei der Geiselbefreiung seien gestern drei Geiseln getötet worden. Batty-Smith betonte, die Britische Botschaft habe keine Informationen über getötete Geiseln. Die 16 Geiseln – zwölf britische Frauen und Männer, zwei US- Bürgerinnen und zwei australische Männer – waren am Vortag gut drei Wochen nach der Entführung von vier Deutschen verschleppt worden.
Zu der Geiselnahme hatte sich die jemenitische islamistische Untergrundgruppe Islamischer Dschihad (Heiliger Krieg) bekannt. Sie forderte die Freilassung ihres Anführers Haidara el Atwi, der vor zwei Wochen verhaftet wurde, sowie die Freilassung eines weiteren Führers, dessen Name aber nicht genannt wurde, und die Aufhebung der UN-Sanktionen gegen Irak. Die etwa 200 Mann starke Gruppe kämpft für die Umsetzung des islamischen Rechts in Jemen. Es war das erste Mal, daß eine islamistische Gruppe Verantwortung für eine Entführung im Jemen trug. Der Gouverneur der Provinz Abjan, Achmad Ali Mohsen, sprach nach Angaben seines Büros vor der Befreiungsaktion mit Führern des Stammes Al Fadl, dem die Geiselnehmer angehören. Rund 200 Soldaten riegelten die Region ab.
Seit dem 7. Dezember werden vier Deutsche von Angehörigen des Stammes Beni Dhabjan als Geiseln gefangengehalten. Verhandlungen über ihre Freilassung verliefen bisher ergebnislos. Der Stamm will von der jemenitischen Regierung wirtschaftliche Zugeständnisse für sein Gebiet erpressen. Nach Angaben des Bonner Auswärtigen Amtes von gestern hat die jemenitische Regierung versichert, bei der Befreiung der Deutschen keine Gewalt anzuwenden.
Offiziellen Angaben zufolge wurden in den vergangenen Jahren fast 150 Ausländer im Jemen entführt. Bisher kamen alle Entführten unversehrt frei. Seit August droht Entführern die Todesstrafe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen