: Tarifliche Reinigung
■ Glückstadt: IG Metall verzeichnet ersten Verhandlungserfolg in der Textilbranche
Die Übernahme der Gewerkschaft Textil und Bekleidung (GTB) durch die IG Metall hat den 700 MitarbeiterInnen des Glückstädter Reinigungsbetriebes Sophus Behrendsen für das neue Jahr eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen gebracht. Nach einer Arbeitskampfandrohung der Gewerkschaft trat die Firma in den Unternehmerverband „TATEX“ ein. Allen Beschäftigten – die meisten sind Frauen – werden von nun an Tariflöhne gezahlt.
Sophus Behrendsen ist der drittgrößte Reinigungskonzern in Europa. In Polen, Lettland, Dänemark und Deutschland beschäftigt das Unternehmen 5.000 MitarbeiterInnen; allein in der Bundesrepublik sind es 2.000. 1996 hatte der Konzern die Wäscherei Dr. Nölke in Glückstadt übernommen, die nicht an Tarifverträge gebunden war. Also legte die IG Metall, die seit Anfang April vergangenen Jahres auch für die Textilbranche zuständig ist, einen Haustarifvertrag vor. „Innerhalb kurzer Zeit traten über 200 Frauen und Männer der Gewerkschaft bei“, berichtet Verhandlungsführer Uwe Zabel.
Trotz der Drohung des Konzerns, den Standort Glückstadt aufzugeben, zeigte sich die Belegschaft streikbereit. Mit Erfolg: Bereits nach 15 Minuten war die erste Verhandlungsrunde mit der Unternehmensführung beendet. Die Glückstädter Wäscherei trat dem Textil-Arbeitgeberverband bei und stellte damit Tarifbindung her. „Sophus Behrendsen hat die Flucht in den Verband angetreten“, kommentierte IG Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller den ersten IG Metall-Erfolg in der Textilbranche.
Der wird nach Auffassung der Gewerkschaft nicht nur Auswirkungen auf die kommende Textil-Tarifrunde – die erste unter IG Metall-Regie – haben. Im Frühjahr finden bei Sophus Behrendsen auch die ersten einheitlichen Betriebsratswahlen statt. Bisher existierte in der Wäscherei ein betriebsverfassungsrechtliches Kuriosum: Obwohl es sich um ein rechtlich einheitliches Unternehmen handelt, hatte jede Abteilung ihren eigenen Betriebsrat – Mini-Vertretungen, die in der Regel wenig zu melden hatten. Das soll sich nun ändern. Magda Schneider
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