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Glas ist nicht gleich Glas

■ Perfektionismus am Domshof: Für das neue Domshof-Forum samt Glasdach und Café braucht Architekt Peter Schürmann sehr viel Zeit / Eröffnung auf Mai verschoben

Bremen soll schöner werden. Jahr für Jahr wächst die Verpackungsästhetik à la Glaspassagen. Aber nicht überall verglast es sich so schnell wie rund um das Katharinenviertel oder die Wallanlagen. Im Fall Domshof-Forum läßt man sich Zeit – viel Zeit. Seit nunmehr 14 Monaten Bauzeit hat es das Projekt gerade mal bis zum Rohkörper geschafft. Das neue „Forum“ samt integriertem gläsernen Café und seinem fast 1.000 Quadratmeter großen Glasdach sollte eigentlich schon im Dezember fertig sein – jetzt ist es wohl erst im Mai soweit. Glaspassage ist nicht gleich Glaspassage, entschuldigen sich jetzt Bauherren und künftige Betreiber.

Was übersetzt ungefähr soviel heißt: Das Domshof-Forum – finanziert von der Stadt mit 7,1 Millionen und vom künftigen Cafébetreiber „Alex“ mit 2,1 Millionen Mark – ist ein „höchstwertiges Unterfangen“. Architektonisch immerhin entworfen vom Architekten Peter Schürmann – Sohn des hochwürdigen Architekten Joachim Schürmann. Da will gut Ding auch Weile haben, heißt es vom Bauherrn, der „Brepark“.

Was weiter übersetzt ungefähr soviel heißt: „Korrekt“, „penibel“ und „äußerst fleißig“ soll Architekt Schürmann sein, weiß Steffen Holdorff, Prokurist bei der Brepark. Pläne, die „auch Blinde begreifen“ und „detaillierte Planungen bis zur Türklinke“ gehörten zu seiner Arbeitsweise: „Der plant einfach alles“. Natürlich hätte man diesen hohen Anspruch – damals bei der Entscheidung für Schürmann beim Architektenwettbewerb – auch gewollt. „Aber daß das Tempo darunter so furchtbar leidet ...“.

Ein Jahr maximal hätte der Brepark-Prokurist als längste Bauzeit eingeplant. Aber dazu müsse man wissen: Das Schürmann-Büro hatte sich allein acht Modelle für das Domshof-Forum zur Auswahl gebastelt – mit ganz unterschiedlichen Dachvarianten. Jetzt sollen es schlußendlich acht Schirme aus Stahl und Glas – jeweils vier in einer Reihe – sein. Sie werden die gewaltige Glasdachkonstruktion vom Forum über den Domshof als Verbindung der Passagen halten. „Sollen die Schirme mehr nach außen geneigt sein oder nach innen fallend?“ – war dabei nur eine der Fragen, die laut Holdorff der Klärung bedurft haben.

„Man gibt sich einfach wirklich Mühe“, meint dazu Junior-Architekt Schürmann. „Ein Architekt gibt sich immer Mühe – bei einer Kirche, bei einem Flughafen und auch bei einem WC-Häuschen“, sagt Peter Schürmann. Die lange Bauzeit? – für ihn „ganz normal“. Das Aussuchen der Türklinken? „Die suche ich aus, das ist doch klar“. Natürlich würden die BremerInnen gerne so schnell wie möglich ihr Forum fertig haben. „Aber so ein Dach – das baut man ja schließlich auch nicht alle Tage“.

Geduldig harrt Bremen also der Maitage – wenn das gläserne Fo-rum endlich glitzern darf. Und denkt nicht an die Pleite beim Schürmann-Bau in Bonn, den das Weihnachtshochwasser im Jahr 1993 ertränkt hatte. Perfektionismus ist schließlich alles. kat

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