: CDU uneins über doppelte Staatsbürgerschaft
■ Mehrheit ist für die Unterschriftenaktion, doch einzelne prominente CDUler sind dagegen
Während die Mehrheit der Berliner CDU der Bundespartei volle Unterstützung bei der geplanten Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft zusichert, lehnen einzelne prominente CDU-Politiker die Sammlung ab. So nennt der ehemalige Senator und jetzige Chef der Marketinggesellschaft Partner für Berlin, Volker Hassemer, die Aktion „unnötig und ungeschickt“. Er kündigte an, sich nicht daran zu beteiligen. Finanzstaatssekretär Peter Kurth vom liberalen Minderheitenflügel sagte, die doppelte Staatsbürgerschaft dürfe nicht das erste große Oppositionsthema der CDU sein. Wichtiger sei es, die Integration von ausländischen Mitbürgern voranzutreiben.
Während der Kreuzberger Baustadtrat und Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Oranienplatz, Matthias Stefke, es kaum erwarten kann, in Kreuzberg Unterschriften zu sammeln, will sich der Kreuzberger CDU-Chef Heinz Schicks nicht auf die Straße stellen. Das könnte in Kreuzberg als Provokation verstanden werden, erklärte er. Ähnlich äußerte sich der Weddinger Kreisvorsitzende Peter Gierig.
Türkische Vereine und Organisationen warnen unterdessen vor den Folgen der Aktion. Gestern rief die Sprecherin des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg (TBB), des Dachverbands türkischer Organisationen, Emine Demirbüken, Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und „die besonnenen Kräfte in der CDU“ auf, sich gegen „diese gefährliche und primitive Stimmungsmache zu wenden“. Mit der Kampagne würden Ängste geschürt und werde rechtsradikalem Denken und Handeln Vorschub geleistet.
Ahmet Ersöz von der Türkisch- Deutschen Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg, in der etwa 150 Unternehmen zusammengeschlossen sind, befürchtet , daß die geplante Unterschriftenaktion „neuer Nährboden für ausländerfeindliche Stimmung“ sein könnte. Außerdem sei vorstellbar, daß „links- und rechtsextreme oder fanatisch religiöse Gruppen“ die Situation ausnutzen und ausländische Jugendliche, „die in allen Bereichen ausgegrenzt sind“, zu Aktionen bewegen könnten, „die nicht friedlich wären“. Barbara Bollwahn de Paez Casanova
Tagesthema Seite 3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen