piwik no script img

Bewährter Krisenmanager

■ Auf dem Höhepunkt seiner Karriere hielt der SPD-Politiker Ditmar Staffelt die turbulente rot-grüne Koalition in Berlin von 1989 bis 1990 zusammen

Jeden noch so abgeschlafften Berliner SPD-Parteitag kann Ditmar Staffelt (49) mit seinen fulminanten Reden aufrütteln. Der wortgewaltige SPD-Politiker, dem seine Angriffslust und sein Lockenkopf den liebevollen Beinamen „lockiges Stierchen“ einbrachte, gehört seit dem Herbst 1998 dem Bundestag an. In Berlin war es ruhig um ihn geworden, nachdem er im Herbst 1994 seine Ämter als Fraktions- und Parteichef niedergelegt hatte.

Anlaß war die sogenannte Heckelmann-Affäre. Staffelt hatte den Rücktritt von CDU-Innensenator Dieter Heckelmann gefordert, nachdem bekannt geworden war, daß dessen Pressesprecher Kontakte zu rechtsradikalen Kreisen unterhielt. Staffelt drohte mit dem Bruch der Großen Koalition. Doch die SPD-Fraktion zog nicht mit, Staffelt warf das Handtuch.

Er suchte sich einen Job in der Privatwirtschaft, behielt aber seinen Sitz im Berliner Abgeordnetenhaus. Seit März 1995 war er Vorstandsmitglied der Hölter Industrie Beteiligungs AG, Essen, einer Firma für Umwelttechnik. 1998 wechselte er als Geschäftsführer zu einer VEBA-Tochter.

Seine politische Karriere begann 1979, als er mit 29 Jahren ins Abgeordnetenhaus einzog. Vier Jahre später war er bereits stellvertretender SPD-Fraktionschef. 1989 übernahm der promovierte Historiker den Fraktionsvorsitz von Walter Momper, der Regierender Bürgermeister des rot-grünen Senats wurde. Staffelt fiel die Aufgabe zu, die turbulente rot- grüne Koalition in endlosen, zum Teil nächtlichen Krisensitzungen zusammenzuhalten. Trotz seines Abgangs nach Bonn gilt er als einflußreicher Politiker in der Berliner SPD. taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen