piwik no script img

Beyond – Abseits im Jenseits

■ Isis 'Chi Gambattes Soloperformance „Beyond“ ist eine kraftlose Mischung aus Esotherik, Synthesizer und Nabelschau

Mit den ersten sphärischen Klängen regt sich auf der kleinen Bühne der Opera Stabile der Star des Abends: die Soloperformerin Isis –Chi Gambatte, ebenfalls verantwortlich für Choreographie, Musik und Bühnenbild. Sie reckt sich und streckt sich, hebt den wildbemähnten Kopf und beginnt zu singen, zeitversetzt zu Playbackaufnahmen vom Band. Diese Überlagerung von Livegesang und vorproduzierter Stimme irritiert, doch was wie ein technischer Fehler klingt, ist durchgängiges Stilelement. Der Effekt, der dadurch entstehen soll, geht jedoch nicht auf: Beide Stimmen klingen kraftlos. Weniger wäre hier mehr gewesen. Ganz im Gegensatz zu den Synthesizerarrangements, wo mehr Abwechslung für weniger Langeweile gesorgt hätte.

Aber noch sind wir ganz am Anfang. –Chi Gambatte liegt also auf der Bühne in einem Tor aus Stoff. Wer die Vorankündigungen aufmerksam gelesen hat, erinnert sich: Die Tänzerin hatte „die Reise einer Frau ins Innere der Seele, in die Unterwelt“ versprochen. Das Tor ist Zeichen des Übergangs. Der Satz Tarotkarten, mit dem Isis –Chi Gambatte seit einer Viertelstunde spielt, steht für Schicksal und Innerlichkeit.

Die Tänzerin erhebt sich, sie bewegt sich verhalten und wirkt verkrampft. Ihr Gesang spricht eine deutlichere Sprache. Die Lieder erzählen von der Begegnung mit ihrem kämpferischen Selbst in Form eines Samurai-Kriegers oder von dem Zusammentreffen mit der Königin der Wasser. Ihren sinnlichen Aspekt trifft sie in Form einer Katze. Da rollt die Kristallkugel, da fliegen Drachen und goldene Vögel, bis Frau Gambatte sich schlußendlich in einen Vorhang hüllt. Wieder ein Tor, die Reise ist zu Ende. Schade. Schade, daß Isis –Chi Gambatte alles alleine gemacht hat. Vielleicht wäre es besser gewesen, zwischendurch Kritik von anderen zu bekommen. So ist das Stück lediglich eine garantiert überraschungsfreie Nabelschau geworden. Britta Peters

noch 15./16. Januar, 20 Uhr, Opera Stabile

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen