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Kraft schöpfen für den Kampf gegen Rechts

■ 200 Junge und Ältere kamen zum 4. bundesweiten antifaschistischen Jugendtreffen nach Berlin

In Mecklenburg gehen die Uhren anders. „Bei uns sind die Rechten krasser“, erzählt Andreas aus der Kleinstadt Parchim. Anstatt in die Disko zu gehen, fährt dort mancher Jungmann abends los, um „Zecken zu schlagen“. „Im Oktober 1998 haben sie einen von unserer Antifa überfallen“, erinnert sich der 16jährige Schüler.

„Zehn Mann“ hätten seinen Freund zusammengeschlagen, ihn mit Benzin übergossen und angezündet. Seit der Haupttäter zu drei Jahren Haft verurteilt worden sei, habe sich die Situation etwas beruhigt. Trotzdem will Andreas die Hände nicht in den Schoß legen: „Wir müssen uns verteidigen.“ Der Parchimer war einer der 200 AntifaschistInnen, die am vergangenen Samstag zum „4. antifaschistischen Jugendtreffen“ nach Berlin gekommen waren, um über antifaschistische Strategien im neuen Jahr zu debattieren.

„In feinen Kreisen gilt es als schick, denselben Mist zu reden wie die ,Republikaner‘“, meint Carsten Hübner. Der PDS-Bundestagsabgeordnete spricht in seinem Eröffnungsreferat von einem „verfestigten politischen Rechtstrend“ – trotz des Regierungswechsels. Indizien: Walsers Rede, Schröders Nein zur Entschädigung von Zwangsarbeitern, die Kampagne der CDU gegen die doppelte Staatsbürgerschaft.

Bündnisse gegen Rechts mit Gewerkschaften und CDU? Wie gegen rechte Lehrer und die MitschülerInnen von der NPD vorgehen? Akzeptierende Jugendarbeit mit Rechten? Diese Fragen werden in den anschließenden Arbeitskreisen behandelt. Meist beschränken sich die Beiträge auf Geschichten aus dem Alltag, Anregungen oder Mißfallensäußerungen. Ein Ergebnis bleibt selten – wichtig ist Austausch. Die Teilnehmer sind von weither angereist: Hamburg, Bitterfeld, Braunschweig, Elmshorn, Nürnberg.

„Ich kann nicht in meiner Wohnung sitzen, wenn draußen die Welt brennt“, sagt die Rentnerin Maria Aschmutat aus Berlin. Berührungsängste gegenüber Jüngeren habe sie nicht, natürlich gehe sie auf Demos.

Auf dem Abschlußplenum werden Termine ausgetauscht: Antifa- Workcamps, Demonstrationen, weitere Treffen. Jürgen Horn vom Bund der Antifaschisten, der das Treffen organisiert hat, hofft auf bessere Zusammenarbeit der verschiedenen Antifa-Gruppen: „Da ist noch viel mehr drin.“ Andreas Spannbauer

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