Milošević droht mit einem Einsatz der Armee

■ Ultimatum an UCK zur Freilassung der Geiseln. Rugova-Mitarbeiter erschossen

Priština (AP) – Der Direktor des albanischen Kosovo-Informationszentrums, Enver Maloku, ist gestern vor seinem Haus von drei Unbekannten erschossen worden. Maloku war ein Mitarbeiter des politischen Führers der Kosovo- Albaner, Ibrahim Rugova. Bereits im November war ein Anschlag auf ihn verübt worden, den er unbeschadet überstand.

Zuvor hatte der jugoslawische Staatspräsident Slobodan Milošević die Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) ultimativ zur Freilassung von acht gefangenen jugoslawischen Soldaten aufgefordert und vor weiteren „terroristischen Aktivitäten gewarnt. Andernfalls werde die Armee massiv eingreifen. Die Truppen im Kosovo wurden laut einer Mitteilung der Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt; Oberbefehlshaber General Dragoljub Ojdanić traf in der Provinzhauptstadt Priština ein.

Der Vorsitzende der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Norweger Knut Vollebaeck, hatte sich zuvor um eine Vermittlung bemüht. Nach einem Gespräch mit Milošević sagte er, es werde ein Blutbad geben, falls die UCK die Serben nicht unverzüglich freilasse. Vollebaeck erklärte, er habe Milošević mehr Zeit abringen können; er gab aber nicht bekannt, wann das Ultimatum ausläuft. „Ich denke, es ist sehr wichtig, daß die UCK weiß, daß nur wenig Zeit bleibt“, sagte der Vorsitzende.

In Genf erklärte ein Vertreter der UCK, es könnten noch am Montag oder Dienstag einige der Soldaten im Austausch gegen gefangengehaltene Kosovo-Albaner freigelassen werden. „Wir wollen einen Schritt vorwärts tun“, sagte Bardhyl Mahmuti. Am Sonntag abend hatte es noch seitens der UCK geheißen, sie verlange eine Vereinbarung mit der Belgrader Führung, die unter internationaler Vermittlung erzielt werden und „unsere Soldaten und die Zivilbevölkerung“ einschließen müsse.