Kommentar: Armutszeugnis in Stein
■ Hude muß Rassistenhuldigung bekämpfen
Die in Findlinge gemeißelten Huldigungen an Mathilde und Erich Ludendorff auf der „Ahnenstätte Hilligenloh“ sind in dem niedersächsischen Dörfchen Hude seit ihrer Aufstellung 1950 kein Geheimnis. Ebensowenig ist es ein Geheimnis, daß sich der gleichnamige Verein, der den Friedhof betreibt, zu den Ludendorffschen Lehren bekennt. Und ebenso bekannt oder problemlos nachzulesen ist auch, daß die Ludendorffs – vor allem Mathilde Ludendorff – rassistischen und antisemitischen Thesen den Weg bereiteten und als verworrenes Weltbild inszenierten. Dennoch schien dies über Jahrzehnte keinen zu interessieren. War doch sogar ein Bürgermeister, der Hude 20 Jahre lang auf dem rechten Weg hielt, Ludendorffer.
Und jetzt erst, fast 50 Jahre später, schafft es ein Pastor, das Dorf wachzurütteln und eine öffentliche Diskussion darüber zu entfachen. An seiner Seite steht ein neuer, erstmals hauptamtlicher Bürgermeister. Für die Gemeinde ist diese Vergangenheit ein Armutszeugnis. Bleibt zu hoffen, daß der jetzt anvisierte „Arbeitskreis“ – nach einer Generation – endlich offensiv mit dem Thema umgeht. Die Gemeinde muß dieses Stück Vergangenheit öffentlich und umfassend aufarbeiten, um der Heldenverehrung der Ludendorffs den Kampf ansagen zu können. Denn ein juristisches Vorgehen gehen die gemeißelte Huldigung von Rassisten auf Privatgelände erscheint zweifelhaft. Jens Tittmann
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