piwik no script img

Der hübsche Bürgerkrieg

■ Männer, Frauen, Kampf: Das Ernst Deutsch Theater zeigt mit „Die fünfte Kolonne“ Hemingways einziges Theaterstück

Stierkampf, Fischfang und kalt duschen – Am 21. Juli 1999 wäre Ernest Hemingway hundert Jahre alt geworden. Zur Erinnerung an den amerikanischen Dichter zeigt das Ernst Deutsch Theater jetzt mit Die fünfte Kolonne die Hamburger Erstaufführung seines einzigen Theaterstücks. Ob dem Jubilar damit allerdings Ehre gemacht wird, ist fraglich. Das Stück selbst ist wenig überzeugend.

Man schreibt das Jahr 1938. In Spanien herrscht Bürgerkrieg zwischen den Truppen Francos und den Republikanern. Die fünfte Kolonne ist eine Gruppe von Faschisten, die versteckt in der von den Republikanern gehaltenen Hauptstadt operiert, während bereits vier weitere Kolonnen auf Madrid marschieren. Die mißtrauische Atmosphäre von Spionage und Gegenspionage bildet den Handlungsrahmen des Stücks. Schauplatz ist das von ausländischen Brigadisten bewohnte Hotel „Florida“. In der zerbombten Herberge kämpft der Amerikaner Philip Rawlings allerdings vor allem gegen sich selbst und mit den Frauen.

In der Inszenierung von Christian Kohlund, der auch selbst Rawling spielt, wird das ringsherum tobende Kriegsgeschehen als Multimedia-Show auf den Bühnenhintergrund projiziert. Diese sehr buchstäbliche Umsetzung der literarischen Vorgabe ist vollkommen ahistorisch. Die Bilderflut banalisiert und ästhetisiert den Bürgerkrieg zum Videoclip.

Die naive Art der Bearbeitung entspricht jedoch der grundsätzlichen Konstruktion des Stückes. Der Krieg ist Kulisse. Er dient als drastisches Bild, transportiert den klassischen Hemingway-Stoff: Männerprobleme mit Männerverpflichtungen. Hemingway, der selbst im Kampf gegen die Faschisten sein Leben riskierte und dessen Manuskript 1937 in Madrid entstand, hat idealistische Beweggründe und beteiligte Genossinnen schlichtweg auf Elemente eines Abenteuerspiels reduziert.

Die fünfte Kolonne war schon bei der Uraufführung 1940 ein Flop. Die Inszenierung am Ernst Deutsch Theater illustriert mit guter Besetzung ein schwaches Stück.

Britta Peters

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen