Tach auch: S. Loren tritt kürzer
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 10. Versuch
Vorgestern traf ich eine Fee. Und während ich noch darüber nachdachte, ob es sich um eine Über-, Außer- oder sogar ganz besonders irdische Fee handelte, wuschelte sie durch ihr feengleiches Haar und zerstreute meine Zweifel, indem sie knurrte (Feen haben mitnichten sanft säuselnde oder fein fiepsende Stimmchen, sondern einen knarzig knurrenden Bariton, ich muß es ja jetzt wissen!): „Du hast drei Wünsche frei.“
Liebe Leserin, die Du das wahrscheinlich noch nie zu einem Mann gesagt hast, sowie lieber Leser, der Du wahrscheinlich täglich solche Sprüche von Deinem Herzblatt zu hören bekommst! Laßt Euch raten, auf solche Situationen vorbereitet zu sein! Spielt sie mit einer Hilfsfee im Rollenspiel durch! Fertigt einen Spickzettel an! Sonst geht es Euch wie mir: Ich wünschte mir erstens (mit Blick auf die Zeitungs-Schlagzeile „Sophia Loren tritt kürzer“), daß es Sophia Lorens Herz besser geht. Zweitens wünschte ich mir eine Uhr, auf deren Zifferblatt steht: „Heute ist mein bester Tag“, weil man davon psychisch gesund und glücklich werden soll. Drittens wünschte ich mir eine 200 ml-Ampulle Dopamin. Dopaminmangel nämlich bewirkt, daß man mit zunehmendem Alter zunehmend das Gefühl hat, die Zeit vergehe schneller. Mit ordentlich Dopamin kann man die Zeit also anhalten.
Seit vorgestern bleibe ich im Gegensatz zu Sophia Loren psychisch gesund und glücklich und werde nicht mehr älter. Das ist unterm Strich ein Nachteil. Denn Feen stehen bekanntlich auf ältere Herren. Burkhard Straßmann
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