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Hippie trifft Yuppie (Pointe – Schnitt – lecker!)

■ Schmankerl für den kleinen Sitcom-Hunger zwischendurch: „Dharma & Greg“ (23.15 Uhr, Pro7)

Sitcoms sind wie Hamburger: primär für den Verkauf, nicht für den Verzehr produziert; zubereitet nach einem ebenso simplen wie kompromißlosen Rezept; schnell konsumiert und überflüssig; durch und durch amerikanisch; angeblich kulturimperialistisch, möglicherweise aber auch einfach nur überzeugend – und lecker!

„Dharma & Greg“, der jüngste Sitcom-Import auf Pro7, macht da keine Ausnahme. Der talentierte Neuzugang in der hierzulande recht kleinen Familie zeitgemäßer (!) Lacherserien stammt aus Los Angeles und kommt deshalb etwas vitaler und bunter daher als seine liebgewonnenen Eastcoast- Verwandten aus dem New Yorker Intellektuellenmilieu, „Verrückt nach dir“ und „Seinfeld“.

Die Grundidee aber ist ebenso schlicht wie prima: Hippie-Tochter + Establishment-Sprößling = große Liebe! Und das Konflikt- und Komik-Potential entsprechend vielfältig – schließlich sind die längst zu Klischees geronnenen Vorbehalte bürgerlicher Klassenkämpfe und -raufereien für die herangewachsenen Nachfahren der späten 60er und frühen 70er inzwischen nicht nur eine verdammt schwere Last, sondern manchmal auch ein großer Spaß, oder?

Im Mutterland von Sitcom und Vietnamkrieg jedenfalls hat „Dharma & Greg“ im Dschungel der TV-Kanäle schon seit über einem Jahr sein Publikum gefunden. Und die US-amerikanische Fernseh(serien)kritik, die sich gern in ähnlicher Weise oberflächlich gibt wie ihr täglich Brot, zeigte sich auf ihre Art ebenfalls angetan – mag sie traditionell auch nur darauf hinweisen, wo und wie oft ein Darsteller die einschlägigen Magazin-Titel (also beispielsweise die Titelseite der amerikanischen TV-Programmbibel TV Guide) ziert und auf welchem Sendeplatz (nämlich mittwochs zur Primetime um 20 Uhr auf ABC bzw. in Konkurrenz zu „Dawson's Creek“) die Serie ausgestrahlt wird.

Derlei interessiert bei uns weiterhin nur die Programmplaner. Bedauerlicherweise, wie man hinzufügen möchte. Denn der Hinweis, daß Pro7 seinen jüngsten Sitcom-Imbiß am „Harald Schmidt“- freien „Akte X“-Montag zwischen den Schmunzelschmankerln „Switch“ und „Seinfeld“ feilbietet, dürfte wohl auch hierzulande dem kundigen TV-Food-Konsumenten überaus sachdienlich sein. Und spätestens, wenn ihn der gewisse kleine Hunger plagt, sind selbst die vielgeschmähten Lacher vom Tonband, die sich auch bei „Dharma & Greg“ zwischen die gelungenen Pointen und Schnitte drängeln, wie die labberige Gurkenscheibe zwischen Ham- und -burger: unvermeidlich, aber letzlich auch unverzichtbar. Christoph Schultheis

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