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Klaus der Geiger fiedelt wieder gegen Landebahn

■ Die geplante neue Landebahn für Flughafen Frankfurt vereint alte und junge Kämpfer

Frankfurt/Main (taz) – „Genossen, nun sorgt dafür, daß Frankfurt auch in Zukunft erreichbar bleibt – mit Flugzeugen“, forderte Kanzler Gerhard Schröder am Freitag abend in Frankfurt die SPD-Mitglieder auf. Sie sollen dafür sorgen, daß der in Hessen umstrittene weitere Ausbau des Rhein-Main- Flughafens vorankommt. Vor der Landtagswahl am 7. Februar wollten sich die Genossen in Hessen eigentlich nicht festlegen lassen: auf ein Pro oder Kontra zu den Plänen der Flughafen AG im Schwanheimer Wald zur Jahrtausendwende eine Landebahn Nord zu bauen.

In von der Landesregierung initiierten Schlichtungsgesprächen sollten die Argumente zunächst abgewogen und Ausbauvarianten geprüft werden. Doch seit dem Jahreswechsel gehört der Mediationsrunde keine einzige der regierungsunabhägigen Organisation (NOGs) mehr an. Die Bürgerinitiativen und die Umwelt- und Naturschutzverbände verweigern sich, weil „der Ausbau ohnehin schon beschlossene Sache“ sei, wie Martin Kessel vom Bündnis der BIs gegen die Flughafenerweiterung sagt.

Zeitgleich zu Schröder meldeten sich am Freitag 15 Kilometer südwestlich von Frankfurt andere zu Wort: Die Sprecher der knapp zwanzig BIs gegen die Flughafenerweiterung. Die erste Großveranstaltung der Ausbaugegner fand im Bürgerhaus von Mörfelden statt, der ehemaligen Frontstadt gegen den Bau der Startbahn West. Rund 500 Menschen waren gekommen. Nostalgie satt: Klaus der Geiger fiedelte wie schon vor zwanzig Jahren gegen den Wachstumsfetischismus. Im Foyer die Diashow der DKP: prügelnde Polizisten, empörte Bürger. Und die Gesichter der Verräter aus den Reihen der Politiker, die zwischen 1980 und 1984 – trotz Volksbegehren und Massenwiderstand – den Bau der Startbahn durchsetzten.

Aber der Termin in Mörfelden war nicht nur ein erweitertes Klassentreffen der alten Startbahnkämpfer, die – wie etwa Michael Wilk vom Arbeitskreis Umwelt in Wiesbaden – stolz darauf sind, sich ihre „autonome Grundhaltung“ bis heute bewahrt zu haben: „Mißtraut den Parteien, auch den Grünen.“ Die Veranstaltung war auch Kontaktbörse für die neuen BIs und für die vielen jungen Leute, die dafür sorgen, daß die BIs heute über Homepages im Internet verfügen und die Messungen von Umweltbelastungen als Software auf die PCs der diversen Initiativen geladen werden können.

„Keine Landebahn Nord“ heißt die Losung heute. Doch die Ausbaugegner haben schlechte Karten: Nach einer Umfrage des Hessischen Rundfunks ist die Mehrheit in der Region für den Flughafenausbau, da sie sich um die Arbeitsplätze sorgt. Klaus-Peter Klingelschmitt

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