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Zurückfahren in die Zukunft

Altonas SPD will Fußgängerzone Neue Große Bergstraße wieder für Autos öffnen. GAL kritisiert den „Schritt in die Steinzeit“  ■ Von Gernot Knödler

Die Große Bergstraße am Alto-naer Bahnhof atmet den Geist der 60er Jahre: breiter, höher, weiter – so weit, daß sich manche Konsumentin ein wenig verloren vorkommt in der Fußgängerzone und lieber in der Einkaufspassage auf der Ostseite des Bahnhofs bummeln geht. Damit die Große Bergstraße für die ansässigen Geschäfte nicht unrentabel wird, will die Altonaer SPD nun prüfen lassen, ob und wie sie durchgehend für den Autoverkehr geöffnet werden könnte, wie es bis Anfang der 70er Jahre der Fall war. Einen entsprechenden Antrag für die Bezirksversammlung im Februar bereitet Fraktionschef Horst Emmel vor.

„Wir hoffen, daß mehr Leute in die Große Bergstraße kommen, wenn es die Möglichkeit des Kurzzeitparkens gibt“, sagt Emmel. Experten seien sich einig, daß die Fußgängerzone zwischen der Max-Brauer-Allee am Bahnhof und der Luise-Schröder-Straße viel zu lang sei. Ursprünglich habe die Bergstraße ja einmal das Einkaufszentrum für ganz Altona werden sollen. Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Daraus, so Emmel, „muß man Konsequenzen ziehen.“

Die Grünen im Bezirk zeigen sich von dem SPD-Ansinnen überrascht. „Bisher dachte ich noch, er scherzt“, sagt Olaf Wuttke. Der GAL-Fraktionschef hält Emmels Idee für falsch: „Verkehrspolitisch ist das ein Schritt in die Steinzeit.“ Die wirtschaftliche Lage der Läden in der Bergstraße würde sich nicht verbessern: „Die Überdimensionierung des Einkaufszentrums wird ja nicht aufgehoben.“

Der grüne Politiker verweist auf einen Bebauungsplan aus dem vergangenen Jahr. Der sieht vor, den westlichen Teil der Fußgängerzone durch eine bogenförmige Häuserzeile zu schmälern. Das sei bislang an den unterschiedlichen Investoren gescheitert. Offenbar wartet jeder darauf, daß der andere den ersten Schritt tut.

Der Dreh- und Angelpunkt hierfür ist möglicherweise das Frappant-Hochhaus mit Karstadt als prominentem Mieter. Es wurde im Herbst zwangsversteigert (taz berichtete) und steht jetzt kurz davor, an die Hamburger Investmentgesellschaft „Procom“ verkauft zu werden. „Wir prüfen“, sagt Procom-Projektleiter Torsten Teichert und stellt eine Entscheidung innerhalb der nächsten vier Wochen in Aussicht. Den Vorschlag Emmels findet er „sehr erfreulich“. „Sollten wir's kaufen, würden wir uns massiv in die Debatte einschalten.“

Ersten Umbauideen der Procom zufolge drohe, so Altonas Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD), die Neue Große Bergstraße an Attraktivität zu verlieren: Procom überlege, eine Ladenpassage vor das Frappant zu bauen. Dieses Stück Fußgängerzone sei dann ohnehin „tot“, so Hornauer. Eine Freigabe für Autos wäre in diesem Fall auch kein großer Verlust mehr.

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