: Carmen für Kids
■ Der Auftakt der neuen Familienkonzert-Reihe in der Glocke war ein voller Erfolg
Was das Schönste war im Familienkonzert in der Glocke am vergangenen Sonntag? Für den vierjährigen Jonathan ist das keine Frage: „Die Musik und der Clown und der Dirigent.“ Warum der Dirigent? „Weil er sich so komisch bewegt hat.“
Wenn Musik auch Spaß machen darf, richtet es sich nicht nur an studierte ExpertInnen, das hat das erste „Familienkonzert“ der neuen Reihe am Sonntag gezeigt. Der ganze Saal – auch die Erwachsenen, die sich unter dem Vorwand der Begleitung Minderjähriger mitvergnügen konnten – rief engagiert das „Ol“, wenn der Clown-Moderator das Zeichen dafür gab, und gebannt verfolgten einige hundert Kinder die Szenen, mit denen das Heidelberger Clown-Trio „ExtraNix“ eine Liebesgeschichte in Anlehnung an die der berühmten Carmen vorführte.
Hin und wieder wurden Orchester-Mitglieder gekonnt einbezogen in das Clown-Spiel, und da die Clowns meist „Pause“ hatten, wenn das Philharmonische Staatsorchester unter seinem „größten Dirigenten“ Patrick Ringborg (der sei nämlich 1,86 Meter groß, erklärte Dr. Brinknix) die Carmen-Suiten spielte, gab es auch reichlich Gelegenheit, konzentriert auf die Musik zu hören.
Die Rollenverteilung war in diesem ersten Familienkonzert aber eher klassisch geblieben, die Erzählungen des Clowns waren selten mehr als Unterbrechungen des klassischen Orchester-Spiels. Hin- und wieder sollte eine Suite die Geschichte lautmalerisch veranschaulichen. Ob die Kinder wirklich, wenn sie über die Grimassen und die Späße der Clowns lachen, die Musik „intensiver“ erleben, wie das Programm verspricht, muß man auch bezweifeln. Als zusätzliche Motivation war eine Verlosung angekündigt, die den Veranstaltern wohl vor allem zum Einsammeln der begehrten Adressen dienen sollte.
Da konnten dann Vierjährige einen Besuch bei Radio Bremen gewinnen oder einen der Probe des Staatsorchesters. „Da werden sich die Eltern freuen“, ulkte der Clown Dr. Bubi Brinknix, als er sich zu den Preisträgern herunterbeugen mußte, um sie zu ihrem Gewinn zu beglückwünschen. Wie zum Trost für die reichlich verunglückte Verlosung wurden im Foyer kleine Schokoladen-Trösterchen verteilt. Trotzdem war das Familienkonzert ein voller Erfolg. Auch wenn die Uhrzeit für einen Konzertbesuch ungewöhnlich war, war die Glocke dennoch zu zwei Dritteln gefüllt.
Die Veranstalter von der Glocke-GmbH haben eine ganze Reihe „Familienkonzerte“ angekündigt. Am 21. Februar etwa wird ein Konzert mit dem Kammerorchester Maria Grevesmühl Gelegenheit geben, mit den MusikerInnen zu summen, zu klatschen und zu pfeifen.
„Musik zum Anfassen“ ist das Motto. Kleine und große BesucherInnen dürfen Instrumente ausprobieren und die MusikerInnen sitzen in der Mitte des Kleinen Glockensaales. Am 21. März geht es um die Geschichte des Klaviers – 15 Klaviere aus zwei Jahrhunderten wird Ratko Delorko zu diesem Anlaß mitbringen.
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen