: Uhl schmeißt Brocken hin
■ Die Suche der Münchener CSU nach einem OB-Kandidaten findet kein Ende
München (AP) – Der CSU- Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl hat seine Kandidatur für die Münchner Oberbürgermeisterwahl im Juni hingeworfen. Der Parteivorstand habe ihn im Stich gelassen und mit beispiellosen Entgleisungen beschädigt, beschwerte sich Uhl gestern nach einer Sitzung des CSU-Bezirksvorstandes. Um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden, ziehe er daher seine Kandidatur als Rathauschef zurück. Uhl war vergangenen Donnerstag Johannes Singhammer bei der Wahl um den CSU-Vorsitz in München unterlegen.
Fünf Monate vor der Wahl muß sich die Münchener CSU damit zum vierten Mal einen neuen Spitzenkandidaten suchen. Als neuer Herausforderer von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) soll voraussichtlich Anfang Februar der frühere Parteirebell Aribert Wolf aufgestellt werden. Er hatte die CSU 1990 mit Gründung einer Jungen Liste erheblich verärgert und mußte deswegen zeitweilig sogar seine Parteiämter ruhen lassen. Seine Vergangenheit als CSU-Rebell spiele keine Rolle, schloß der neue CSU-Vorsitzer Singhammer Wolf nun wieder in die Arme.
Uhls Rücktritt war perfekt, als er finanzielle Zusagen für seinen Wahlkampfetat nicht erhielt. Die Partei wies dies mit harschen Worten zurück. Uhls Vorgehen nehme „langsam pathologische Züge“ an, erklärte der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Zimmermann. Der frühere Kreisverwaltungsreferent Uhl verurteilte dies als „ganz unglaubliche Entgleisung“: „Solche Vorgänge hat es in der Partei bislang noch nicht gegeben.“
Die Münchener CSU steht im Kampf um das Oberbürgermeisteramt bereits zum zweiten Mal vor einem Scherbenhaufen. Hoffnungsträgerin Monika Hohlmeier war im Oktober zur Kultusministerin berufen worden. Uhl war daraufhin mit großer Mehrheit als OB-Kandidat nominiert worden – und löste so den Rücktritt seines Intimfeindes aus, des CSU-Bezirkschefs Peter Gauweiler.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen