: Die Nato reist nach Belgrad
■ Jugoslawien verweigert Visum für UN-Chefanklägerin nach Massaker von Racak
Belgrad (dpa/rtr/AFP) – Die jugoslawische Regierung hat der Chefanklägerin des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, Louise Arbour, ein Einreisevisum verweigert. Sie wollte die Hintergründe des Massakers an über 40 ethnischen Albanern in der Kosovo-Gemeinde Racak untersuchen. „Wir haben die Antwort bekommen, daß die Position Belgrad unverändert ist, daß man das Tribunal nicht anerkennt, weil es im Kosovo keinen Krieg gibt und damit auch keine Kriegsverbrecher“, sagte gestern der EU-Sonderbeauftragte für den Kosovo, Wolfgang Petritsch, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Zuvor hatte er sich mit dem stellvertretenden jugoslawischen Außenminister Miroslav Milivojević in Belgrad getroffen.
Serbische Polizisten und Soldaten setzen trotz der weltweiten Verurteilung des Massakers die Angriffe auf Racak fort. Bevor Flugabwehrgeschütze in Stellung gebracht wurden, hatten Polizisten mit Granatwerfern und Maschinengewehren auf das Dorf gefeuert. In einer Feuerpause konnten sich Journalisten davon überzeugen, daß die Leichen weiter in der Moschee aufgebahrt waren. Das Dorf war weitgehend verwaist.
Die Kosovo-Befreiungsarmee UCK kritisierte die Nato. „Die Allianz hat noch einmal gezeigt, daß es keine Bereitschaft gibt, die serbischen Übergriffe im Kosovo zu bestrafen“, hieß es in einer in Priština veröffentlichten Erklärung.
Für die Reise der beiden höchsten Nato-Generäle nach Belgrad gab es gestern noch keinen Termin. Der Nato-Rat hatte am Sonntag den Vorsitzenden des Militärausschusses, Klaus Naumann, und den Oberkommandierenden in Europa, Wesley Clark, beauftragt, den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević zu treffen.
Theoretisch steht die Nato seit der letzten Krise Im Oktober bereit, binnen weniger Stunden im Kosovo Luftangriffe zu fliegen. Der damals gegebene Aktivierungsbefehl für ihre Truppe ist weiterhin in Kraft. Doch im Herbst waren keine OSZE-Beobachter vor Ort, um deren Sicherheit die 16 Nato-Staaten bei einem Angriff fürchten. Berichte Seite 11
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