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Der Senat hat den Mut zur Lücke

■ Das Projekt der US-Botschaft am Pariser Platz droht zu scheitern, sollten die USA nicht von ihrem Sicherheitskonzept abrücken. Bausenator bleibt hart, US-Botschafter Kornblum ebenso

Dem Pariser Platz am Brandenburger Tor droht eine riesige Baulücke auf Dauer. Sollten die USA, die dort ihre neue Botschaft planen, nicht von ihrem großräumigen Sicherheitskonzept abrücken, sieht der Senat keine Chance, das Bauvorhaben zu genehmigen. Der neu gestaltete Platz mit dem Hotel Adlon, Banken, Geschäftshäusern, der Akademie der Künste und zwei weiteren Auslandsvertretungen bliebe ein Rudiment. Der Senat und die USA müßten über ein alternatives Grundstück verhandeln.

Das State Department verlangt vom Land die Zusage, daß der Sicherheitsabstand zwischen dem Neubau und den umliegenden Straßen mindestens 30 Meter betragen müsse. Außerdem sollte die Vorfahrt der Botschaft an der Platzseite sowie die Rückfront der US-Vertretung — gegenüber dem vorgesehenen Holocaust-Mahnmal — mittels Absperrungen abgeschirmt werden. Demgegenüber besteht der Senat auf seinen städtebaulichen Vorgaben, rund um den Pariser Platz die Verkehrsführung unverändert beizubehalten.

Rücken die USA von ihren Ansprüchen nicht ab, platzt nach Ansicht von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) das Projekt. „Wenn die Amerikaner dort auf dem Sicherheitskonzept beharren“, sagte Klemann gestern, „kann ich mir nicht vorstellen, daß dort gebaut wird.“ Es könne nicht angehen, daß die neu errichteten Straßen vor dem Brandenburger Tor, am Pariser Platz selbst sowie an der Rückseite des Platzes umgeleitet würden. Eine Straßenänderung in Form einer Kurve käme ebensowenig in Frage wie die Straße auf das Gelände des Holocaust-Mahnmals zu verlegen.

Klemann sagte, er würde es bedauern, wenn der „gute“ Entwurf des Architekten Charles Moore für die 140 Millionen Mark teure Planung in der Schublade verschwinden sollte. Dennoch, so Klemann, sei die Anwesenheit einer Botschaft mit derart hohen Sicherheitsstandards für den Platz insgesamt „nicht unproblematisch“. Der Pariser Platz mit dem Hotel Adlon bilde einen lebendigen Ort in der Stadtmitte. Er könne sich an einem solchen „Kulminationspunkt“ nicht vorstellen, daß die Sicherheitsvorkehrungen stadtverträglichen Charakter haben. Beispielsweise könnten Feierlichkeiten und Feste dann dort nicht mehr stattfinden.

Unterstützung erhält Klemann von Berlins Baudirektorin Barbara Jakubeit. Die Vorstellungen der USA seinen unverständlich, zumal die Amerikaner in anderen Ländern — etwa in Kanada oder in Polen — die Sicherheitsabstände zu Straßen nicht so rigoros auslegten. Der Senat will in einem letzten Versuch noch einmal mit den USA das Thema verhandeln.

US-Botschafter John Kornblum wirft nun dem Senat vor, das Projekt zu gefährden. Der Pariser Platz sei ein „Sicherheitsobjekt ersten Ranges“, für das das Land Sorge tragen müsse. Für die USA bleibe es notwendige Bedingung, daß „eine Verlegung der Straßen“ realisiert werden müsse.

Schwierigkeiten bereitet dem Senat auch der Bau der französischen Botschaft ebenfalls am Pariser Platz. Die Franzosen stört eine zu nahe an ihrer Vertretung geplante Fensterfront des benachbarten Geschäftshauses. Der Bausenator strebt nun eine Änderung der Fassade an. Rolf Lautenschläger

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