Israelische Uni mit Vertretung in Deutschland

■ Die drittgrößte israelische Universität Haifa hat in Düsseldorf eine Repräsentanz eröffnet. Die von Juden, Drusen und Arabern besuchte Hochschule braucht Partner und Sponsoren

Düsseldorf (taz) – Erstmals sind sogar Palästinenser eingeschrieben. Sechs der ehemaligen Todfeinde haben sich an der Universität in der israelischen Hafenstadt Haifa immatrikuliert. Die Uni hat Multikulti-Charakter: Juden studieren dort mit Drusen, äthiopischen Einwanderern und Arabern, die allein 17 Prozent der Studierenden stellen. In Düsseldorf hat sich die Uni eine Repräsentanz eingerichtet.

Die Mittel, die der jüdische Staat für die Hochschule ausgibt, reichen nicht aus. Vertretungen in den USA und Frankreich gibt es schon länger. Nun haben die Israelis in Düsseldorf ein Büro eröffnet, der Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. Leonie Spiegel versucht dort, den Austausch von Studierenden und Lehrenden zwischen Deutschland und Israel zu fördern; bald soll die erste Partnerschaft mit der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität beginnen. Und Spiegel, die drei Jahre in Tel Aviv lebte, soll Sponsoren bei Wirtschaftsunternehmen und Privatleuten gewinnen. Wie die Friedrich-Ebert-Stiftung, die seit 15 Jahren das arabisch-jüdische Zentrum auf dem Haifaer Campus unterstützt.

Die direkte Spendeneinwerbung dient auch der Erforschung kollektiver Traditionen – etwa bei einem Kibbuz-Kolloquium im Juli. Das internationale Forum will der Frage nachgehen, ob das veränderte Wohlstandsdenken die aktuelle Krise der Kibbuze auslöste. Immer weniger Israelis wählen die einfache Lebensweise in den bis zu 100 Jahre alten Wohn- und Arbeitskommunen. Das wird allmählich auch zum Problem für die israelische Wirtschaft – die Kibbuzim sind ein wichtiger ökonomischer Faktor. „Wer in Deutschland eine israelische Avocado kauft, kann sicher sein: die kommt aus einem Kibbuz“, meint Spiegel.

Daß die Uni Haifa sich des gemeinschaftlichen Erbes Israels annimmt, liegt in ihrer Tradition. Seit den 70er Jahren arbeitet ein Forschungsinstitut für „Kibbutz and the Cooperative Idea“. Jüngere Semester können soziales Leben und Produktionsweisen der Genossenschaft in sechswöchigen Aufenthalten auch vor Ort praktisch kennenlernen. Der multikulturellen Studierendenschaft entspricht das Forschungsprogramm. In Haifa analysiert zur Zeit ein „Zentrum für Emotionsforschung“ Erfahrungen einer gemischten Bevölkerung. Es geht darum, den Gefühlen der „kulturellen Gruppen (Drusen, Juden und Araber)“ auf die Spur zu kommen. Wer in solcher Umgebung studiert, hat in Israel ein weites Betätigungsfeld. Zwei Politologen etwa der 1963 gegründeten Uni bereiten die israelische Delegation auf die Verhandlungen mit der PLO vor.

Die seit 1972 akademisch anerkannte Universität Haifa – nicht zu verwechseln mit der weltbekannten „Technion“-Uni in der gleichen Stadt – gehört zu den sechs israelischen Universitäten, die sämtliche Studienabschlüsse (Bachelor, Magister, Doktor) anbieten. Mit 13.000 Studierenden ist die Haifa- Uni die drittgrößte Israels, die Immatrikuliertenzahl hat sich in den letzten acht Jahren verdoppelt. Die 550 Betten in den Studi- Wohnheimen reichen längst nicht mehr aus. Rund 1.000 sollen hinzukommen. Viele Studierende in Israel sind auf billigen Wohnraum angewiesen. Die Studiengebühren liegen bei rund 3.000 Mark pro Jahr. Isabelle Siemes