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Mahnmal-Debatte geht von vorne los

■ Union kann sich jetzt ein Votum im Bundestag gegen Holocaust-Mahnmal in Berlin vorstellen

Bonn (rtr/AFP) – Kultur- Staatsminister Michael Naumann (SPD) will in Kürze mit den Mitträgern des geplanten Holocaust- Mahnmals in Berlin das weitere Verfahren erörtern. Bei einer Vorstellung verschiedener Modelle für die Gedenkstätte sagte Naumann gestern in Bonn, er habe den privaten Initiativkreis und den Berliner Senat um ein Treffen gebeten. Mehrere Politiker widersprachen unterdessen der Neukonzeption. So findet der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt, man solle nur ein künstlerisch gestaltetes Mahnmal bauen.

In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wurden ebenfalls Bedenken laut, der Mahnmal-Gedanke könnte zu weit in den Hintergrund gedrängt werden. Der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Norbert Lammert, erklärte, der Bundestag bleibe in seiner Entscheidung weiterhin frei, ob es ein Mahnmal, ein Mahnmal mit zusätzlichen Bauten oder gar kein Mahnmal geben werde. Das Parlament könne sich noch immer grundsätzlich gegen die Errichtung eines Mahnmals aussprechen, drohte Lammert. Die Attitüde, jetzt gebe es einen Vorschlag, dem alle Wohlmeinenden zustimmen müßte, erschwere die Diskussion.

Naumann verteidigte erneut die jüngste Überarbeitung des Entwurfs von US-Architekt Peter Eisenman. Zugleich betonte er, daß die alleinige Entscheidung beim Bundestag liege, da das Berliner Abgeordnetenhaus die Entscheidung über das Projekt an Bonn abgegeben habe. Der Berliner Senat solle deshalb seine eigene Rolle bei der Entscheidung klären. Er stellte in Frage, daß es überhaupt noch einen Auslober Berlin gebe. Damit reagierte er auf die Kritik von Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen, der das Denkmal generell ablehnt.

Die Vorsitzende des Kulturausschusses, Elke Leonhard (SPD), hält nach eigenen Angaben eine Entscheidung des Bundestages über das Projekt bis zur Sommerpause für möglich.

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