piwik no script img

Nato uneins über Kosovo

■ Schröder schließt eine deutsche Beteiligung an Bodentruppen nicht aus

Washington/London (AFP) – Die USA und ihre europäischen Nato-Partner streiten über die mögliche Entsendung von Bodentruppen in den Kosovo. Im Nato- Botschafterrat in Brüssel kam es am Freitag zu einer streckenweise scharfen Debatte. Die Washington Post berichtete, die US-Regierung dränge auf die Entsendung von Bodentruppen, wolle aber keine eigenen Soldaten schicken. Die Europäer wiederum wollten dies nicht allein übernehmen. Während die USA außerdem ein viertägiges Ultimatum aussprechen wollen, um Belgrad an den Verhandlungstisch zu zwingen, halten die Europäer dies für verfrüht.

Die Bundesregierung wollte einen Kampfeinsatz deutscher Soldaten im Kosovo nicht ausschließen. Auf die Frage nach einer Beteiligung deutscher Bodentruppen an einem Einsatz, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder dem Magazin Focus: „Wir handeln in und mit der internationalen Staatengemeinschaft, und angesichts dessen kann man nichts ausschließen.“ Bereits jetzt sei Deutschland „in der Region voll engagiert, sowohl militärisch als auch zivil. Wir sind Teil der Nato; wir sind an den Entscheidungen beteiligt. Und wir werden uns auch an deren Konsequenzen beteiligen.“

Verteidigungsminister Rudolf Scharping sagte gegenüber dem Spiegel, die Nato müsse die Stationierung von Bodentruppen in Albanien und Makedonien entlang der Grenze zum Kosovo ernsthaft prüfen. Er betonte, die Bundesregierung sehe in der friedlichen Beilegung des Konflikts den einzigen Weg für eine dauerhafte Lösung. Bei den meisten Nato-Partnern wachse aber die Bereitschaft, „militärisch einzugreifen“.

Die OSZE erreichte am Samstag die Freilassung von fünf Serben, die von der Kosovo-Untergrundarmee UCK entführt worden waren. Die serbischen Behörden ließen neun Mitglieder der UCK frei. Ein Diplomat in Priština sagte, der Austausch trage zur Entspannung bei, der Schritt dürfe jedoch nicht überschätzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen