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Gen-Food schwer zu vermeiden

Nicht genmanipuliertes Soja zu bekommen, wird immer schwieriger. Lebensmittelkonzerne sind oftmals „pro Gen“, aber aus Imagegründen noch vorsichtig  ■ Aus Berlin Bettina Langer

Auf dem Lebensmittelmarkt herrscht Unsicherheit. Nicht nur die Verbraucher, auch die Hersteller wissen zum Teil nicht mehr, was in ihren Produkten steckt. Fast 40 Prozent (3,5 Millionen Tonnen) der Sojaernte aus dem Hauptexportland USA wurden 1998 mit genmanipuliertem Saatgut hergestellt. Reine Ware mit herkömmlichen Sojabohnen zu bekommen wird immer schwieriger. Dabei enthalten rund 30.000 verschiedene Lebensmittel Sojaprodukte.

Das Großunternehmen Unilever ging gleich auf Nummer sicher: Weil man keine Garantien für gentechnikfreie Sojaprodukte geben könne, wurde Soja fast komplett aus der Produktpalette geschmissen oder durch Alternativen ersetzt. Zwar sei man im Konzern „pro Gen“, aber wesentliche Teile der Öffentlichkeit reagierten ablehnend, konstatiert Forschungsmanager Klaus Ragotzky von Unilever Deutschland. „Wir zwingen unseren Kunden nichts auf, was sie nicht möchten.“

Bei der Lagerung in Silos oder beim Transport werden Gen-Bohnen und konventionelle Ernten oft vermischt. Auf Reinheit können sich die Abnehmer nicht mehr verlassen. Der Einkauf beim Kleinbauern – mit Produktzertifikat und getrennter Lieferung – wäre zwar eine Alternative. Aber die Menge, die Konzerne benötigen, sei zu groß, um die Bohnen von der Familienfarm zu beziehen, meinen Vertreter der Großunternehmen. Zwar versuchen einzelne US-amerikanische Getreidehändler wie Cargill dem skeptischen europäischen Markt reine Ware anzubieten, aber verlassen wollen sich die deutschen Großabnehmer auch darauf nicht.

Selbst in Ländern, in denen noch nicht am Erbgut der Bohne gebastelt werden darf, ist die Reinheit der Waren fraglich. Brasilien zum Beispiel hat noch keine Anbaugenehmigung für genmanipuliertes Soja. Weil aber ein Teil der dort verkauften Sojabohnen zuvor aus den USA importiert wurde, sind auch hier Vermischungen nicht auszuschließen.

In jedem Fall noch einmal selbst prüfen, so lautet die Devise daher auch beim Lebensmittelsteller Nestlé. Die Rohstofflieferungen werden durch Stichproben auf genmanipulierte Bestände hin geprüft. Hundertprozentige Sicherheit könne aber auch das nicht geben, erklärt Konzernsprecherin Barbara Nickerson. „Weil sich die Ware in den Säcken nie komplett vermischt, bleibt immer ein Restrisiko.“ Bei einigen Produkten läßt sich eine mögliche Bastelei am Erbgut überhaupt nicht mehr feststellen. Sojaöl zum Beispiel wird so stark erhitzt, daß die DNA zerfällt und eine Analyse auf Genveränderung nicht mehr möglich ist.

Das Unternehmen Nestlé ist zwar durch seinen offensiven Umgang mit Gen-Food in die Presse gekommen — der Schokoriegel „Butterfinger“ ist das erste Produkt, auf dem die Verwendung von genmodifizierten Inhaltsstoffen angegeben ist. Hierbei handele es sich jedoch um ein in den Vereinigten Staaten hergestelltes Produkt, Nestlé selbst stelle bisher keine Waren mit genmanipulierten Rohstoffen her.

Für Dan Leskien vom Umweltverband BUND ist das Verhalten der Lebensmittelkonzerne Strategie. Sie seien aus Imagegründen noch auf der Hut, warteten aber nur darauf, daß die gentechnisch veränderten Waren hoffähig würden.

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