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Alter Wein im neuen Schlauch

■ Ehrenamtliche Jugendleiter sollen neue Vergünstigungen bekommen

Vor wenigen Tagen gab das Bundesjugendministerium bekannt, daß es die neue Berechtigungskarte „Juleica“ für Jugendleiter geben soll. Damit könnten ausgebildete Jugendleiter Vergünstigungen in beispielsweise Schwimmbädern, Bussen oder in Bibliotheken bekommen, hieß es. Die Karte ersetzt die bisherigen Jugendgruppenleiterausweise. „In Bonn ist jetzt ein Startschuß gefallen“, heißt es in der Bremer Jugendbehörde. Demnächst sollen auch im Land Bremen Einrichtungen zur Kooperation aufgerufen werden, um den rund 500 Jugendleitern weiterzuhelfen. Für die taz ein Anlaß, bei Heinz Janning, dem Leiter der Bremer Freiwilligenagentur, nachzufragen, wie er die Sache sieht.

taz: Bundesjugendministerin Christine Bergmann hat angekündigt, daß es eine Jugendleiterkarte geben soll, die ehrenamtlichen JugendleiterInnen Vergünstigungen verschaffen soll. Sind Sie und ihre Ehrenamtlichen neidisch?

Heinz Janning, Ehrenamtlichen-Agentur: Ach, neidisch vielleicht nicht. Aber es wäre gut, wenn manche Vergünstigungen für alle kommen. Wenn es bei den Jugendlichen anfängt, habe ich natürlich nichts dagegen.

Sind Sie denn zuversichtlich, daß es weitergeht?

Nein, das bin ich nicht. Ich halte nicht einmal die jetzige Lösung für wirklich abgesichert. Wenn Bonn verkündet, daß auf lokaler Ebene Jugendliche freien Eintritt in Bäder oder in Theater kriegen sollen, dann möchte ich mal hören, was die Bäder- oder Theaterverantwortlichen dazu sagen. Ich weiß, daß es sogar im Bereich der Studentenausweise immer schwieriger wird, überhaupt noch vergünstigten Eintritt zu bekommen und fürchte, daß allein die Verkündigung einer Bundesministerin die Lage nicht sofort verbessert.

Die Bremer Freiwilligenagentur vermittelt ja Freiwillige aller Altersgruppen in verschiedenste Einrichtungen, wo Ehrenamliche gebraucht werden. Wollen Ihre Ehrenamtlichen jetzt auch Vergünstigungen?

Wenn Ehrenamtliche gefragt werden, dann spielt Kostenerstattung oder kostenlose Bahnbenutzung oder so ganz selten eine Rolle. Die wollen eigentlich eine qualifizierte Unterstützung ihrer Arbeit. Personen also, die ihnen ihre Arbeit ermöglichen. Wie bei der Telefonseelsorge oder bei der Jugendarbeit. Wenn an der Stelle runtergefahren wird und stattdessen die „Julicard“ kommt, dann ist das eher auf den Kopf gestellt. Das, was Jugendliche und Ehrenamtliche benötigen und wollen, wird insgesamt nämlich eher abgebaut.

Wegen Geld.

Ja. Ein Landeskabinett hat neulich beschlossen, eine Auslagenerstattung für Ehrenamtliche zu ermöglichen – in Höhe von 50 Mark im Monat. Das heißt, die sollen über Pflegesätze 50 Mark steuerfrei kriegen. Hinterher haben die Politiker ausgerechnet, daß das Land 25 Millionen kosten würde – und haben das sofort gekippt. Da wo es real wird, wo Leute beispielsweise kein Geld mitbringen müssen fürs Ehrenamt, da haben wir keine guten Lösungen. Und es ist ein großer Wunsch von vielen, nicht noch extra viel Geld ins Ehrenamt zu stecken. Fragen: Eva Rhode

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