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Nach rot-grüner Vollbremsung gibt die Atomlobby wieder Gas

■ Der Rückzieher der Koalition in der Atompolitik bestärkt die Energieversorger darin, für mindestens fünf Jahre Atomtransporte rollen zu lassen. Trittin will Reaktorkommission angeblich mit Atomkritikern besetzen

Berlin (dpa/taz) – Am Tag danach leckten die Grünen ihre Wunden, während die Atomwirtschaft triumphierte. Das Ergebnis der Konsensgespräche über die Atompolitik nannte die grüne Bundesvorstandssprecherin Antje Radcke gestern eine „Niederlage“, weil der sofortige Ausstieg aus der Wiederaufbereitung nicht erreicht worden sei. Das sei das „bittere Geschäft einer Koalition, wo man Kompromisse eingehen muß“. Es müsse „noch einmal darüber geredet werden“, daß die SPD die Koalitionslinie verlassen habe. Der Sprecher der AKW-Betreiber und Chef der Hamburger HEW, Manfred Timm, prognostizierte, der endgültige Ausstieg werde „noch Jahrzehnte dauern“. Deutscher Atommüll werde noch für die nächsten fünf bis sechs Jahre zur Wiederaufarbeitung nach La Hague und Sellafield transportiert, bis die neuen Zwischenlager gebaut seien. Die SPD-Abgeordneten Ernst Schwanhold und Michael Müller erklärten, der Staat habe durch den Konsens nicht auf Druckmittel gegenüber der Atomwirtschaft verzichtet. Wie diese aussehen, sagten die SPD-Politiker aber nicht.

Vielleicht so: Die Reaktorsicherheitskommission soll vom grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin mehrheitlich mit Atomgegnern besetzt werden. Nach einer Meldung der Wirtschaftswoche will Trittin etwa die Atomkritiker Michael Sailer und Lothar Hahn vom Darmstädter Öko-Institut, Markus Speidel von der TU Zürich oder Ulrich Schneider vor der TU Wien berufen. Auf Anfrage hieß es aus dem Ministerium, die Liste sei eine von mehreren und noch nicht definitiv. bpo

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