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Mit Ökostrom ganz neu an den Start

■ Die Bremer Stadtwerke bieten künftig „das ehrliche Produkt“ an: Mit zehn Pfennig Aufschlag pro Kilowattstunde Ökostrom können sich UmweltfreundInnen künftig ihr Gewissen erleichtern

Spätestens ab April sollen Bremer Privathaushalte auf Atomstrom verzichten können. Die Bremer Stadtwerke tüfteln am „ehrlichen Produkt“, dem sogenannten Ökostrom. Er soll hundertprozentig aus regenerativen Energiequellen stammen – aus der Biogasanlage in der Kläranlage Seehausen, aus den Bremer Windmühlen und Solaranlagen. Das gute Gewissen gibt es aber nicht umsonst. Die Kilowattstunde (KWh) Ökostrom – mit der man etwa eine Stunde Staubsaugen könnte – soll rund zehn Pfennig mehr kosten, als der übliche Stadtwerkestrom, von dem bislang rund 90 Prozent in Bremen erzeugt werden.

Auf einen durchschnittlichen Ökohaushalt, das Einfamilienhaus mit drei bis vier Personen etwa, kommen damit bei einem Jahresverbrauch von rund 3.000 KWh rund 300 Mark Ökoabgabe zu. „Die Stadtwerke würden auf diese Summe nochmal jeweils die gleiche Summe drauflegen“, bestätigt Unternehmenssprecher Andreas Brunner die aktuelle Planung. Alle Zusatzeinnahmen sollen verbindlich in die Erzeugung von erneuerbarer Energie fließen. Bei anvisierten 2.500 Haushalten, die schätzungsweise schnell für das neue Produkt zu gewinnen wären, käme jährlich eine Investitionssumme von rund einer Millionen Mark zusammen. Damit wäre das Ökovolumen der Stadtwerke aus Sonne, Biogas und Wind allerdings auch schon fast erschöpft; es verkraftet derzeit höchstens 3.100 ÖkokundInnen. Denkbar sei natürlich auch Zukauf von anderen Ökostromerzeugern, heißt es. Denkbar sei Strom aus norwegischen Wasserkraftwerken.

Noch ist die Planung aber nicht abgeschlossen – Energieerzeuger und Umweltverbände verhandeln noch. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Produktes, das ja immerhin mehr kosten soll. Umweltverbände könnten für dessen Qualität quasi bürgen, denn die neue Idee basiert auf Vertrauen: VerbraucherInnen werden fürs Waschen, Kochen und Backen denselben Strom wie eh und je aus ihren Steckdosen zapfen. Zehn Prozent liefert dabei die Preussen Elektra; davon wiederum stammen siebzig Prozent aus Atomkraftwerken. Aufs Stadtwerkenetz verrechnet beträgt der Atomstromanteil also insgesamt sieben Prozent. Aber am Jahresende, das wollen die Stadtwerke garantieren, entspricht die Erzeung von Ökostrom dem Ökostromverbrauch – und vor allem werden die Ökostromeinnahmen reinvestiert. „Unser Ziel ist es, mit diesem Schritt langfristig mehr in regenerative Energien zu investieren“, sagt Brunner.

Grundsätzlich begrüßen die Umweltverbände dies. Greenpeace selbst hatte erst im vergangenen Herbst gedroht, eine eigene Firma für Stromversorgung zu gründen, wenn die Konzerne die Nutzung erneuerbarer Energien weiter blockieren würden. Aber es gibt auch Kritik: „Ursprünglich war unser Landesverband nicht so angetan davon. Es ist schließlich eine gesellschaftliche Aufgabe, regenerativ Energien zu erzeugen“, sagt Martin Rode vom BUND. Bei der jetzigen Planung müßten dagegen Umweltfreundinnen tiefer in die Tasche greifen. Aber dennoch sei das Vorhaben ein Schritt in die richtige Richtung.

Diesen Schritt haben Stromerzeuger im Umland schon Ende letzten Jahres unternommen. Seit Jahresbeginn bietet die „Naturwatt“, eine hundertprozentige Tochter der Energieversorgung Weser-Ems, TÜV-geprüften Ökostrom an. Die Gewinne der Handelsfirma, die ihren Strom von der EWE bezieht, fließen vollständig in neue Anlagen. Auch hier liegt der Öko-Aufschlag bei sechs bis acht Pfennig. Die Nachfrage blieb bisher allerdings bescheiden. „Wir haben seit Jahresbeginn rund 200 feste Kunden gewonnen“, heißt es bei Naturwatt. Man rechne in diesem Jahr mit über 2.000 Kundinnen für den Grünen Tarif. „Es ist klar, daß das ein Markt ist, den wir bedienen wollen“, heißt es bei den Stadtwerken. Für „Einsteiger“ halten die Stadtwerke deshalb künftig auch eine „Paketlösung“ bereit: Wer nicht gleich völlig auf teureren Windstrom umsteigen will, kann Ökostrom auch in begrenztem Umfang beziehen. „Pakete“ zu ein paar hundert Mark wären denkbar, inklusive einer Öko-Club-Mitgliedschaft und Infomaterial oder Plakette. „Für Kunden oder Betriebe, die sich ökologisch positionieren wollen“, so Stadtwerkesprecher Brunner. ede

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