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Die Pankower schauen bei Rechten nicht mehr weg

■ Der Protest gegen die neue Geschäftsstelle der „Republikaner“ geht in eine neue Runde

In Pankow hängen linke Plakate in der Regel nicht länger als einen Tag. 36 Prozent aller tatverdächtigen rechtsextremistischen Straftäter Berlins kommen aus Pankow sowie Prenzlauer Berg und Weißensee, jeder fünfte Übergriff rechter Schläger passiert laut einer Statistik des Abgeordnetenhauses auf den Straßen des künftigen Großbezirks. Hier treffen sich auch die Buskonvois der Neonazis vor Aufmärschen in Berlin. Ab kommenden Dienstag wollen auch die rechtsextremen „Republikaner“ mit der Eröffnung ihrer Bundesgeschäftsstelle Flagge zeigen. Doch viele Bürger des Bezirks wollen nicht mehr wegsehen.

Erst in der zurückliegenden Woche gab es wieder eine Lichterkette gegen die Rep-Zentrale. Es sind vor allem ganz Alte und ganz Junge, die vor der ehemaligen Villa der jüdischen Familie Garbaty demonstrieren. Daß sich die „Republikaner“ ausgerechnet ein Haus ausgesucht haben, das 1938 von den Nazis „zwangsarisiert“ wurde, hat für besonderen Ärger gesorgt. Ihren Einzug ermöglichte der Vermieter Wolfgang Seifert, den der Pankower Baustadtrat Andreas Bossmann als „Sympathisanten“ der Reps bezeichnet. Seiferts Sohn sei aktives Mitglied der „Republikaner“ in Tiergarten.

Juristisch gesehen könne man den Einzug der Partei nicht mehr verhindern, gesteht der Baustadtrat enttäuscht ein. Für das Gebäude in der Berliner Straße 127 verfügen die Rechten über einen Gewerbemietvertrag für Büroräume, dessen Gültigkeit nicht mehr anzuzweifeln ist. Aufgeben wollen die Gegner der Reps trotzdem nicht. In einer Erklärung von Mitte Januar ruft die Bezirksverordnetenversammlung Pankow dazu auf, den Einzug der Reps „zu verhindern“. „Die Protestaktionen gehen weiter“, kündigt Bossmann entschlossen an. Er will das Thema auch im Wahlkampf zum Abgeordnetenhaus auf die Tagesordnung setzen.

Anläßlich des Jahrestages der Machtübertragung an die Nazis am 30. Januar 1933 wollen die Rep- Gegner erneut auf die Straße gehen. Dazu aufgerufen hat das „Antifaschistische Aktionsbündnis“ Pankow, in dem sich in den vergangenen drei Monaten mehr als zwölf Gruppierungen zusammengeschlossen haben, von der Antifa bis zur PDS. „Gegen die Rechten müssen wir alle zusammenhalten, Demokraten und Radikale“, erklärt Stefan Albinus von der „AG Junge GenossInnen“. Andreas Spannbauer

Treffpunkt für die Demonstration: 13 Uhr an der Kirche in Pankow (S-Bhf. Pankow)

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