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Wiederaufbau nach dem Sturm

■ Abschluß des taz-Spendenaufrufs für die Opfer des Hurrikans "Mitch" in Zentralamerika: Die beteiligten Organisationen ziehen eine Zwischenbilanz ihrer Arbeit in Nicaragua und Honduras

Berlin (taz) – Drei Monate sind vergangen, seit der Hurrikan „Mitch“ über Zentralamerika hinwegfegte und insbesondere in Honduras und Nicaragua eine Spur der Verwüstung hinterließ. Einige der unmittelbaren Schäden an Häusern oder Straßen sind bereits repariert – doch die Folgeprobleme, insbesondere durch zerstörte Ernten und Infrastruktur, bleiben. Die Exportwirtschaft beider Länder hat empfindliche Einbußen erfahren, und auch die Lebensmittelproduktion ist in einigen Regionen fast völlig zum Erliegen gekommen.

Seit Mitte November hat die taz ihre LeserInnen um Spenden für die Opfer des Hurrikans auf die Konten von medico international und dem Informationsbüro Nicaragua gebeten. Bei medico sind seit „Mitch“ 1,3 Millionen Mark, beim Informationsbüro rund 455.000 Mark eingegangen – nicht zuletzt von taz-LeserInnen gespendet, bei denen wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

„Dank der großzügigen Spenden“, heißt es in einem Brief von medico an die taz, „konnte medico medizinische Soforthilfe für Nicaragua und Honduras vorfinanzieren. Bereits am 3. November, drei Tage, nachdem eine durch ,Mitch‘ ausgelöste Schlammlawine am Vulkan Casitas (Nicaragua) sieben Gemeinden und 2.000 Menschen unter sich begrub, wurden Medikamente an die in den Departments León und Chinandega untergebrachten Überlebenden übergeben. Die medizinische Soforthilfe wurde in Nicaragua und Honduras im November und Dezember mit großen Medikamentenlieferungen fortgesetzt. In Nicaragua wurde damit die medizinische Grundversorgung für zirka 200.000 Menschen in den Departments León, Chinandega und Esteli gesichert.“

Auch beim Wiederaufbau konnte medico Hilfe leisten. „Es geht darum“, heißt es dazu, „neben akuter Hilfe auch Projekte zu unterstützen, die den Menschen eine Existenzperspektive bieten. Medico unterstützt mit Spendengeldern eine Gruppe ehemaliger Casitas-Bewohner in Nicaragua. Die knapp tausend Familien können nicht in ihre alten Häuser zurück. Ihre Dörfer sind vollkommen zerstört, ihr Land für die Landwirtschaft nicht mehr brauchbar. Medico unterstützt die 500 Familien, die Land besetzt haben. Sie erhielten Planen, einfache Ackergeräte und Baumaterial sowie Küchengeräte und Nahrungsmittel.“

Weitere Projekte in Nicaragua unterstützt medico in Zusammenarbeit mit deutschen Städtepartnerschaften, etwa in Wiwili (Partnerstadt Freiburg), wo der Bau von 300 Häusern unterstützt wird oder in Ciudad Sandino (Partnerstädte Düsseldorf und Darmstadt).

In Honduras hat medico insbesondere die Arbeit der kubanischen Ärzte, die auf Bitten der Regierung ins Land gekommen waren, mit Medikamenten unterstützt. Darüber hinaus versucht medico international gemeinsam mit der honduranischen Organisation Andar, in den Gemeinden Monjaras und Orocuina längerfristig die Gesundheitsversorgung zu verbessern, Häuserbau und Reaktivierung der landwirtschaftlichen Produktion zu unterstützen.

Das Informationsbüro Nicaragua arbeitet im Rahmen seiner seit vielen Jahren bestehenden Zusammenarbeit mit nicaraguanischen Gemeinden und Organisationen in einer Anzahl kleinerer Projekte, etwa in der Villa 15 de Julio. Hier (taz vom 7.12.1998) arbeitet das Infobüro seit Jahren mit „Adepal“ zusammen, einem Zusammenschluß biologisch produzierender Bauern. Spenden flossen hier in die „Apante“-Aussaat, die mit der Restfeuchtigkeit des Bodens eine dritte Ernte im März ermöglichen soll, nachdem die regulären Ernten zerstört waren.

Das Infobüro bemüht sich, die Arbeit mit den örtlichen Organisationen auch politisch abzustimmen. Dazu heißt es in einem Brief von Infobüro-Mitarbeiter Thomas Weyland an die taz: „Die katastrophalen ökologischen Folgen des Hurrikans hängen mit den zerstörerischen Entwicklungskonzepten zusammen. Die Konzentration von Land in Händen von wenigen führt dazu, daß Tausende von Landsuchenden die Agrargrenze immer weiter in die Naturreserven hinein verschieben.“ Die regierungsunabhängigen Organisationen, mit denen das Informationsbüro zusammenarbeitet, versuchen in dieser Situation auch, die Debatte über ein verändertes Entwicklungsmodell neu zu beleben. Detaillierte Informationen über ihre Arbeit können bei den Organisationen selbst (siehe Kasten) erfragt werden. Bernd Pickert

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