Kurzweilige fünf Kilometer

Seit Anfang des Jahres können sich wartende Verkehrsteilnehmer endlich nützlich machen – als Staumelder für den Rundfunk  ■ Von Eberhard Spohd

Vor dem Elbtunnel staut sich der Verkehr. Kein Auto bewegt sich zwischen der Autobahnauffahrt Stellingen und der Einfahrt in die Flußunterführung. Eingekeilt von Fahrzeugen aller Art wartet der Autofahrer darauf, daß die Blechmasse sich ruckweise in Richtung Maschen, Hannover, Italien bewegt. Der NDR meldet „fünf Kilometer stockenden Verkehr“ mit Stillstand. Der Fahrer gähnt und langweilt sich.

Damit ist jetzt endlich Schluß. Der „einzige Sender mit einem Verkehrsservice für den ganzen Norden“ (so besagt es die Eigenwerbung) sorgt dafür, daß sich genervte Stau-Steher die Zeit vertreiben können. Ein Griff zum Handy und schon nehmen MitarbeiterInnen des ADAC die Nachricht entgegen, daß am bekannten Nadelöhr der A7 nichts mehr geht, daß einem als Fahrer das langsam auf die Socken geht, weil das jeden Tag so ist, daß die neue Elbtunnelröhre da bestimmt auch nicht weiterhelfen wird und man am liebsten zu Fuß weitergehen möchte.

Diesen tollen Service bietet der ADAC in Zusammenarbeit mit dem NDR, dem WDR, dem Bayerischen Rundfunk und dem Sender Freies Berlin an. Ein Anruf unter 0180/511 77 10 genügt, um sich als freiwilliger Staumelder registrieren zu lassen. Man erhält einen Ausweis, eine persönliche Identifikationsnummer, einen Satz druckfrischer Straßenkarten und ist von diesem Moment an befugt, jede Verkehrsbehinderung, jedes Metallteil auf der Fahrbahn sowie jeden Geisterfahrer unverzüglich dem Automobilclub zu melden, der die Nachricht an die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten weitergibt.

Bis gestern nahmen 3222 Verkehrsteilnehmer im Sendegebiet des NDR diese Möglichkeit wahr. Und ihr Engagement ist erstaunlich: „Im Januar 1999“, zählt Erwin Braun vom ADAC in München auf, „haben wir 497 Meldungen aus Niedersachsen, 65 aus Schleswig-Holstein, 117 aus Hamburg und 27 aus Mecklenburg-Vorpommern erhalten.“ Das sei recht ermutigend, ist doch der Januar normalerweise „ein schwacher Monat, was Verkehrsmeldungen angeht“. Natürlich ist nicht jede Nachricht gleich übertragungstauglich. „Wenn jemand hinten auf einen Stau auffährt und nur bis zum nächsten Wohnwagengespann sehen kann“, grenzt Braun ein, „ist dessen Information natürlich dürftig“.

Aber immerhin findet der unfreiwillig Wartende Trost bei den MitarbeiterInnen des ADAC.