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Neue Kämpfe verzögern Frieden in Guinea-Bissau

■ Frankreich wartet auf eine Gelegenheit zur Landung einer westafrikanischen Friedenstruppe

Berlin (taz) – Mit schweren Waffen ausgetragene neue Kämpfe haben gestern die Landung einer westafrikanischen Friedenstruppe in Guinea-Bissau verhindert. Das französische Kriegsschiff „Sirocco“ mit 146 Soldaten aus Niger und 145 aus Benin an Bord erhielt den Befehl, vorerst nicht in den Hafen der Hauptstadt Bissau einzulaufen.

Damit ist der Erfolg der von Frankreich organisierten afrikanischen Friedensmission in Guinea- Bissau schon zu Beginn in Frage gestellt. In dem Kleinstaat Guinea- Bissau, der zwischen Senegal und Guinea an der Küste Westafrikas liegt, war im Juni 1998 Krieg ausgebrochen, als die Armee sich gegen Präsident Nano Vieira erhob. Vieira schaffte es nur mit Hilfe einer 2.500 Mann starken Eingreiftruppe von Senegal und Guinea, an der Macht zu bleiben. Anschließend kämpfte die Truppe gegen die einheimische Armee.

Im vergangenen November wurde ein Friedensabkommen geschlossen, das die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit in Guinea-Bissau zur Vorbereitung von Wahlen vorsah. Ferner wurden der Abzug der Eingreiftruppe aus Senegal und Guinea und die Stationierung einer friedenssichernden westafrikanischen Truppe vereinbart. Wie die westafrikanischen Truppen in Sierra Leone und Liberia hat sie den Namen Ecomog. 120 Soldaten aus Togo sind bereits in Bissau stationiert. Neben den jetzt auf den Einsatz wartenden Kontingenten aus Niger und Benin sollen noch Truppen aus Gambia eintreffen.

Die Friedenstruppe ist im Grunde eine französische Kreation. Frankreich stellt die Ausrüstung der Truppe, transportiert sie aus ihren Heimatländern nach Guinea-Bissau und bezahlt die Soldaten. Nach der von Frankreich logistisch gestützten UN-Blauhelmmission in der Zentralafrikanischen Republik ist dies die zweite Umsetzung des neuen französischen Konzeptes indirekter Militärinterventionen in Afrika.

Aber mit den neuen Kämpfen, deren Urheberschaft gestern unklar blieb, wird die Befriedung Guinea-Bissaus fraglich. Daß die Friedenstruppe bereits von 1.450 auf 600 Mann verringert wurde, um Geld zu sparen, macht es ohnehin unwahrscheinlich, daß sie neben der Sicherung der Hauptstadt auch ihren zweiten Auftrag wahrnehmen kann: die Sicherung der Grenze zwischen Guinea-Bissau und dem Senegal. Eine weitere Schwierigkeit ist, daß die auf dem Papier bereits gebildete Regierung der Nationalen Einheit ihr Amt erst dann antreten will, wenn Senegal und Guinea ihre 2.500 Soldaten abgezogen haben. Dies soll bis zum 4. Februar geschehen sein, aber auch dies steht nun in Frage.

Ohnehin hat sich im Senegal Unmut angesammelt: Es muß Guinea-Bissau, das gewissermaßen als senegalesischer Hinterhof angesehen wird, anderen Ländern übergeben, ohne daß der Machterhalt des Senegal-Freundes Nino Vieira gesichert ist. Und während die Soldaten der neuen westafrikanischen Truppe aus Frankreich ein Tagegeld von je 100 französischen Francs (30 Mark) bekommen, warten die Senegalesen immer noch auf ihren Sold, der gerade mal ein Zwanzigstel dieser Summe beträgt. Dominic Johnson

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