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Neuer Bankriese im Herzen des Euro

■ Die französischen Banken Paribas und Societe Generale fusionieren zur drittgrößten Bank Europas. Frankreichs Regierung hoch erfreut

Paris/Berlin (AP/taz) – Frankreichs Finanzminister ist begeistert. Durch die gestern angekündigte Fusion der beiden französischen Banken Paribas und Societé Générale, so Dominique Strauss- Kahn, entstehe ein „starker und dynamischer Finanzsektor im Herzen des Euro“ – und das ohne großen Stellenabbau, fügten Analysten lobend hinzu. Der neue Riese namens SG Paribas wird mit 78.000 Mitarbeitern einen Börsenwert von umgerechnet 41 Milliarden Mark und eine Bilanzsumme von über einer Billion Mark aufweisen.

Die beiden Geldhäuser scheinen gut zusammenzupassen. Während Paribas auf den Investment- Bereich spezialisiert ist, hat die Societé Générale ihre Stärken im Geschäftskundenbereich. Staatspräsident Jacques Chirac begrüßte die Fusion als eine Stärkung des französischen Finanzsektors und verwies dabei auf die internationale Konkurrenz in der Euro-Zone.

Der Druck wächst in der Tat. Gerade erst vor zwei Wochen hatten die spanischen Geldinstitute Banco Santander und BCH ihre Fusion beschlossen. Der Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, meldete gestern in einem Interview Interesse an der Banca Commerciale Italiana (BCI) an.

Die größten Banken in Europa sind übrigens durch die jüngsten Fusionen so groß geworden: An erster Stelle steht die Deutsche Bank (mit Bankers Trust), gefolgt von UBS (entstanden aus Schweizer Bankverein und Bankgesellschaft). Von Platz drei verdrängt wird nun durch die SG Paribas der bayerische Bankenzusammenschluß HypoVereinsbank.

Die französische Fusion soll per Aktientausch kostengünstig abgewickelt werden. Für acht Paribas- Aktien gibt es fünf Aktien der Societé Générale. Die Großaktionäre der Paribas, der französische Versicherer Axa und die deutsche Allianz-Versicherung, haben schon ihre Zustimmung gegeben. Allianz ist übrigens auch bei Societé Générale Aktionär und wird künftig der größte Einzelaktionär des neuen Bankriesen sein.

Die stets heikle Führungsfrage wurde bereits beantwortet. Zunächst soll der amtierende Verwaltungsratsvorsitzende der Paribas, André Levy-Lang, die Leitung übernehmen, und im Jahr 2002 soll dann der Chef der Societé Générale, Daniel Bouton, an die Spitze rücken.

Der Zusammenschluß kommt zu einem Zeitpunkt, in dem der französische Bankensektor im Umbruch ist. Noch in diesem Jahr will der Staat die angeschlagene Crédit Lyonnais verkaufen. Sowohl Paribas als auch Societé Générale hatten Interesse angemeldet. Sollte die Crédit Lyonnais dem neuen Bankriesen zugeschlagen werden, wird es eng an der Spitze der europäischen Großbanken. lieb

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