: Grüne streiten um alte und neue Köpfe
■ Sechs Mitglieder der derzeitigen Grünen-Fraktion sollen neuen Kandidaten Platz machen / Der Bürgerschaftslisten-Vorschlag des Bremer Landesvorstandes sorgt für großen Ärger
Was die anderen politischen Parteien (mit vielen schmerzen und einem Parteiübertritt) hinter sich gebracht haben, beginnt jetzt bei den Grünen: der Streit um die Frage, wer auf den 12 aussichtsreichen Listenplätzen für die nächste Bürgerschaft stehen soll. Als erster hat sich der Landesvorstand aus der Deckung getraut und unter dem datum vom 29.1 einen Vorschlag für die Liste gemacht, mit der die Grünen in den Wahlkampf ziehen sollen. „Das spaltet“, findet der Abgeordnete Arendt Hindriksen, der seinen Namen nicht mehr auf der Liste findet. Schon das Verfahren sei unmöglich: „Mit mir hat keiner gesprochen.“ Und der Landesvorstand habe auch seine Arbeit nicht kritisiert, konnte der gar nicht: „Ich habe keinen Ansprechpartner im Landesvorstand.“ Natürlich wird Hindriksen auf der Mitgliederversammlung am 13. Februar, die allein entscheident, „kämpfen“. „Einige werden sich wundern, wie das da abläuft“, prophezeit er.
Kämpfen will auch Lisa Wargalla, die Umwelt-Sprecherin der Fraktion. Auch ihr gegenüber habe niemand begründet, warum sie nicht mehr auf der Liste stehen soll. Dasselbe gilt für Klaus Möhle, den früheren Weidedamm-Besetzer und derzeitigen baupolitischen Sprecher der Fraktion. Von sich aus verzichteten nur Christine Bernbacher und Maria Spieker auf eine erneute Kandidatur.
Weiter dabei sein sollen also, geht es nach dem Landesvorstand, Helga Trüpel als Spitzenkandidatin und bewährte Kräfte wie Hermann Kuhn, Karoline Linnert, Dieter Mützelburg. Auf Platz 5 soll Bettina Dannheim, eine 41jährige Biologin mit lamgjährigem Engagement in Bremens Bürgerinitiativen, das Themenfeld „Öko“ besetzen. Für Helmut Zachau und Karin Krusche aus der derzeitigen Fraktion war dann noch Platz, alle anderen Plätze sind mit neuen Namen besetzt: Die guten Kontakte von Christine Bernbacher soll Andrea Frohmader (45), bekannt durch ihr Engagement für die „Brücke der Hoffnung“, ersetzen. Der Politikwissenschaftler Matthias Güldner (38), seit Jahren bei den Grünen engagiert und derzeit als Referatsleiter „Migration“ beschäftigt, soll das Innenpolitik-Feld von Martin Thomas besetzen, Jörg Hutter (31) für Bürgerrechte und Minderheiten streiten. Den Generationswechsel verkörpern auch Anja Stahmann (31), Bildungsreferentin bei den Naturfreunden in der Buchtstraße, die den Arbeitsbereich von Maria Spieker übernehmen will, und von der „Grünen Jugendinitiative“ der Jura-Student Björn Fecker (21), der am Kabinettsstücken der Veröffentlichung der USUS-Fragen im Internet beteiligt war. Er möchte ausdrücklich die Interessen von Jugendlichen vertreten, und auch „die Sicht eines Nicht-Profis einbringen“.
Hycky Heck, Sprecher des Landesvorstands, weiß, was ihm auf der Mitgliederversammlung bevorsteht. „Für uns war die Frage: Was ist gut für die Partei?“, rechtfertigt er die Tatsache, daß der Landesvorstand einen Listenvorschlag gemacht hat. Allen Recht machen könne man es nicht, es soll mit dem Vorschlag „ein Signal“ gegeben werden: „Erneuerung ist auch notwendig“. Dies sei die Aufgabe eines Landesvorstandes, auch wenn er nur ehrenamtlich tätig sei.
Daß die auf ihre Kompetenzen bedachte Mitgliederversammlung nicht schlicht dem Vorschlag folgen wird, ist Heck dabei klar. Und er ist ganz entspannt bei der Frage, wie aus den divergierenden Mitglieder-Interessen größere Weisheit aufsteigt. K.W.
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