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Israel ruft Kritiker zurück

■ Für Kritik an der Regierung soll sich der Bonner Botschafter Avi Primor erklären

Jerusalem (rtr/taz) – Wegen einer kritischen Äußerung seiner Regierung gegenüber ist der israelische Botschafter in Bonn, Avi Primor, zurückbeordert worden. Außenminister Ariel Scharon erklärte gestern im Armeerundfunk, er habe angeordnet, daß Primor sofort zur Klarstellung nach Israel komme. In einem Interview in der Welt hatte Primor gesagt, daß die ultraorthodoxe Schas-Partei undemokratisch sei, weil sie „auf göttlichem Gesetz und den Worten der Rabbiner“ basiere. Die Schas-Partei ist Koalitionspartner in Benjamin Netanjahus national-konservativer Regierung.

Die Führung der Partei, die ihre Basis vornehmlich unter den sephardischen Juden aus arabischen Ländern hat, hat die sofortige Entlassung Primors gefordert.

Die israelische Zeitung Haaretz zitierte den Diplomaten gestern, daß seine Bemerkungen über die demokratische Entwicklung Israels in der Welt mißverstanden worden seien. Er habe die Stärke der israelischen Demokratie betont, die in der Lage sei, Wellen von Einwanderern auch aus undemokratischen Ländern zu integrieren.

Primor hatte in dem fraglichen Interview auf die Frage, ob er die Splitterparteien, die auch Mandate im Parlament haben, als demokratisch charakterisieren würde, geantwortet: „Nein. Die Schas-Partei auf keinen Fall. Sie beruht nicht auf demokratischen Grundsätzen.“ Die Anhänger dieser Partei entstammten der ersten Generation von Einwanderern in Israel, „die aus der Dritten Welt kommen, die eben noch nicht mit demokratischen Werten aufgewachsen sind“. Primor hatte hinzugefügt, dies werde sich mit der Zeit ändern.

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