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Letzte Warnung an Milošević

■ USA fordern Serbien zur Teilnahme an Friedenskonferenz auf. UCK bestätigt Zusage für Verhandlungen. Duma fordert von Präsident Jelzin bei Nato-Angriff Hilfe für Jugoslawien

Priština/Moskau (AFP/rtr) – Die USA haben den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević eindringlich aufgefordert, an den für Samstag in Frankreich anberaumten Friedensgesprächen für den Kosovo teilzunehmen. Überdies machte Washington der Führung in Belgrad klar, daß eine Lösung unterhalb einer Autonomie nicht in Frage komme. Serbien und Jugoslawien „müssen die Vorstellung akzeptieren, daß es im Kosovo eine Autonomieverwaltung geben wird“, sagte der US-Vermittler Christopher Hill gestern. Demgegenüber stünde eine staatliche Unabhängigkeit nicht auf der Tagesordnung. Es gehe um ein Statut und die erforderlichen Institutionen für den Kosovo zunächst für drei Jahre. Nach Ablauf der Frist sei aber völlig offen, wie es weitergehen könne. Dann soll in einem Referendum über die Zukunft der Region entschieden werden.

Auf jugoslawischer Seite soll die Entscheidung über eine Beteiligung an der Friedenskonferenz heute im serbischen Parlament fallen. Das sei logisch, weil der Kosovo ein Teil Serbiens sei, erklärte der stellvertretende jugoslawische Ministerpräsident Vuk Drasković. Die Vorschläge der Kontaktgruppe seien „in weiten Teilen günstig für uns“, sagte er. Unterdessen bestätigte der Generalstab der UCK, daß die Untergrundarmee an der Konferenz teilnehmen wird, wie ihr Sprecher Jakup Krasniqi gestern mitteilte. Der für den deutschsprachigen Raum zuständige UCK-Auslandssprecher Sabri Kicmari bekräftigte die Forderung nach Unabhängigkeit und sagte, die UCK wolle ihre Gesprächspartner überzeugen, „daß die beste Lösung für einen langfristigen Frieden im Balkan die Unabhängigkeit Kosovas ist“. Falls es zunächst zu einer Autonomielösung komme, müsse die Nato Bodentruppen im Kosovo stationieren. Ob die UCK in diesem Falle den militärischen Kampf fortführen werde, ließ Kicmari offen.

Die russische Regierung zeigte sich skeptisch über die Erfolgschancen in Rambouillet. Die von Kommunisten und Nationalisten dominierte Duma forderte die Regierung auf, Jugoslawien Hilfe zu leisten, falls das Land Ziel von Nato-Militärschlägen werden sollte. In einem Unterstützungsaufruf der Duma für Serbien hieß es, daß dies als Aggression angesehen werden könne. Dann solle Präsident Jelzin „diesem Land gemäß Artikel 51 der UNO-Charta Hilfe zukommen lassen“.

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