Leo II als Drohung gegen Serben

■ Bundeswehr entsendet erstmals wieder Kampfpanzer in Kriegsgebiet

Berlin (taz) – Der Panzer als Angriffswaffe ist fest mit deutschem Namen verbunden. Panzergeneral Heinz Guderian erlangte den traurigen Ruf, den von den Engländern erfundenen Tank im Zweiten Weltkrieg zum wirksamsten Kampfinstrument des Heeres gemacht zu haben. Nun werden erstmals wieder deutsche Kampfpanzer eingesetzt: Mit 30 „Leopard II“-Panzern und 20 Schützenpanzern „Marder“ will sich Verteidigungsminister Scharping (SPD) an der Nato-Notfallschutztruppe im Kosovo beteiligen.

„Das ist natürlich ein Waffensystem für den Angriff“, bewertet Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung den militärischen Sinn des „verstärkten mechanisierten Bataillons mit Kampfpanzern“ (Bundeswehr) für den Kosovo. Der Leopard II gilt als das Prunkstück des Heeres. Er steht so sehr für deutsche Kriegstechnik, daß auch Friedensforscher vom „sicherlich besten Panzer der Welt“ sprechen. Der „Leo II“ ist als Offensivwaffe militärisch so wirkungsvoll, weil er auch bei voller Fahrt präzise feuern kann. Er ist mit einer 120-Millimeter-Kanone bestückt – ein großes Kaliber. Die USA setzen vergleichbare M1-Panzer in Bosnien ein.

Auch der Marder ist eine Angriffswaffe. Obwohl ein Kettenfahrzeug, kann der Marder bis zu 160 Stundenkilometer schnell fahren. Der Marder transportiert eine 20-Millimeter-Maschinenkanone – und sechs Soldaten, die vom Fahrzeug aus operieren. Friedensforscher Schmidt hält den Marder für wirksamer als den Leopard, „wenn es im Kosovo zu Konflikten kommt“. Der Kampfpanzer braucht offenes Gelände, damit seine 2,5 Kilometer weit reichende Kanone zur Geltung kommt. Im Süden des ehemaligen Jugoslawiens herrscht aber bergiges Gelände vor.

Schmidt hält die Entsendung von schweren, kettengetriebenen Kriegsfahrzeugen „eher für einen symbolisch-politischen Akt“. Der Leo II solle die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch in Rambouillet zwingen. Und er sei militärisch eine Drohung an die serbische Adresse, das schwere Kriegsgerät in den Kasernen zu lassen. Aber: Leopard und Marder sind auch die geeigneten Waffen für eine militärische Intervention mit Bodentruppen. Christian Füller