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Mit dem Liegerad in die Steilkurve

■ Die Bremer Fahrradmesse zeigt am Wochenende alle Novitäten in der Radlerbranche

Vor einem Jahr stand das Volk in Hundertschaften vor den verschlossenen Türen des Bremer Kongresszentrums und fluchte. Spätestens da war klar: Als reine Fachmesse läßt sich der Fahrradkongress des Verbandes selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) nicht mehr weiterführen. Beim diesjährigen dritten Bremer „Fahrrad.Markt.Zukunfts“Kongress – der einzigen Fachmesse der Branche in Deutschland – werden an diesem Wochenende also erstmals die Vorhängeschlösser fallen. Am Sonntag, dem 7. Januar ab 12 Uhr ist der Sturm auf die Fahrradshow in den Messehallen freigegeben.

Hauptattraktion werden sicherlich die Probebahnen in der Halle 4.1 sein: Auf großem Rundparcours und einer kleineren Berg- und Tal-Bahn mit integrierter Steilkurve können im Sechs-Stunden-Rennen bis Sonntag abend die Neuheiten ausprobiert werden, die in den letzten Jahren für wirre Blicke in die Schaufenster avantgardistischer Bikeshops sorgten: Niegelnagelneue Spezialräder für Einbeinige können da ebenso ausprobiert werden wie die ganze Palette der Liege-, Sessel- und Komforträder, die inzwischen auf dem Markt (und immer noch selten auf der Straße) zu sehen ist – dabei auch das Flux-Liegerad, das zuletzt vom ADFC zum „Rad des Jahres“ gekürt wurde. Außerdem natürlich die neueste Generation der Stadt-, Trekkingräder und Mountainbikes – dabei natürlich auch das neue taz-Rad aus der Bremer „Fahrrad Manufaktur“. Auf einer eigenen Bahn sausen die Elektroräder durch die Kurven: ziemlich schwergewichtige Treter mit Akkus, die den Tritt in die Pedale um die gleiche Power verdoppeln. Ganze zwei von diesen Rädern mit „Kraftunterstützungssystem (P.A.S.)“, die auf der letztjährigen Bremer Fahrradmesse mit großem Aufwand gepuscht wurden, habe man im vergangenen Jahr verkauft– noch nicht ganz das Supergeschäft.

Vorbereitet wurde der Publikumsnachmittag von neun Fahrradläden: Bremens und Oldenburgs VSF-Mitgliedern. 7.000 Eintrittskarten wurden gedruckt und mehr als 1.000 BesucherInnen müßten kommen, damit der Aufwand sich lohnt, sagt Jörg Bülter vom Speicheteam als Öffentlichkeitsarbeiter für die Show. Die nicht nur Show und interaktive Fahrradmesse sein will. Das samstägliche Workshop-Programm wird auch während des sonntäglichen Ereignis-Nachmittags fortgesetzt – mit Schwerpunkt Informationsvermittlung: „Tips zur Radreise“ vom ADFC, kritische Fragen zum neuen Trend der Radfederung oder „Exotisches, Methodisches, Strapaziöses“ rund ums Laufrad. Gleichzeitig saust der Trial-Weltmeister Martyn Ashton auf seinem BMX-Rad über Autos und Holzpaletten (13 Uhr), Bremens Rikscha-Man holpert mit seinen Rikscha-Taxis das Publikum von Halle zu Halle, im Kinder-Abstell-Salon „Hits für Kids“ zaubert Magier Friedrich mit erstaunten Glubschaugen Elefanten aus dem Zylinder und verschiedene Fahrradher-steller gerieten sich im Vorfeld regelrecht darüber in die Haare, wer bei der großen Open-House-Verlosung den ersten Fahrrad-Preis stellen darf. Salomonisch entschieden Bremens Läden pro Publikum: Es wird zwei erste (Fahrrad-)Preise geben. Um 16.30 Uhr ist die Ziehung der Gewinner; die Lose sind Teil der 8-12-Marks-Eintrittskarten. Schnäppchenmarkt hingegen, betont Jörg Bülter, also Verkaufsmesse , gar mit Sonderangeboten, sei der Kongress nicht. Die Bremer Läden wollen ja in den nächsten Monaten auch noch auf ihre Rechnung kommen. Messeleben kann man trotzdem schnuppern. Selbst BMW wird da sein, auch Continental, Herkules – das Kriterium „Selbstverwaltung“ im Veranstalternamen spielt höchstens eine heikle Image-Rolle. Auch der VSF mit Sitz in Berlin und der netten Ulrike Saade als Geschäftsführerin will diesmal event,: Ereignismesse, Infotainment, Kultstatus, Fototermin Götz Alsmann und Branchemprominenz Henning Scherf. ritz

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