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Kosovo-Albaner beharren auf Garantien

Der serbischen Delegation bei den Kosovo-Verhandlungen gehen die Vorschläge der internationalen Kontaktgruppe zu weit. Die Konferenz in Rambouillet ist noch nicht zu Ergebnissen gelangt  ■ Aus Rambouillet Erich Rathfelder

Die Delegationen der Kosovo- Albaner und der Serben haben gestern im Schloß Rambouillet bei Paris erneut in getrennten Räumen getagt, um ein neu vorgelegtes Papier der Balkan-Kontaktgruppe zu prüfen. Beide Seiten sparten nicht mit Kritik: Für die serbische Seite sind die dort enthaltenen Vorschläge in der Frage der Autonomie nicht akzeptabel, die kosovo-albanische Seite lehnt alle Formulierungen ab, die den Weg in die Unabhängigkeit Kosovos versperren können. Die Kosovo-Albaner wollen von der internationalen Gemeinschaft eine Garantie, daß nach der Übergangszeit von drei Jahren die Unabhängigkeit Kosovos weiterhin erreicht werden kann. Sie wollen keinesfalls einer Formulierung zustimmen, die in dieser Frage ungenau ist.

In dem von der internationalen Seite vorgelegten Papier, das offenbar den bisherigen unveröffentlichten 10-Punkte-Plan mit einigen Erweiterungen präzisiert, sind detaillierte Vorschläge für Selbstverwaltung von Kommunen, der Exekutive und des Rechtssystems enthalten. Die künftige politische Struktur des Kosovo soll von unten nach oben demokratisch und nach rechtsstaatlichen Prinzipien organisiert sein.

Irritationen lösten Meldungen vom Sonntag aus, die Kosovo-Albaner hätten durch ihre Beteiligung an den Gesprächen die 10 Punkte der Kontaktgruppe und damit die „Unverletzlichkeit der Grenzen Serbiens“ bestätigt. Diese Meldungen wurden von der kosovo-albanischen Seite scharf zurückgewiesen. Die Teilnahme an den Gesprächen präjudiziere kein Einverständnis mit diesem Punkt, hieß es.

Auch wenn Außenpolitik, Verteidigung, Zoll und Wirtschaft für die Übergangszeit von drei Jahren unter serbischer Kontrolle bleiben sollen, gehen die Vorschläge der Kontaktgruppe bezüglich der inneren Angelegenheiten wiederum der serbischen Seite zu weit. Die im Schloß Rambouillet ständig anwesenden Vermittler, der Österreicher Wolfgang Petritsch, der Amerikaner Christopher Hill und der Russe Boris Majorski, sind noch lange nicht in der Lage, konkrete Ergebnisse bekanntzugeben.

Was die Stationierung internationaler Friedenstruppen angeht, ist nicht nur die serbische Führung zögerlich, auch auf albanischer Seite scheint sich hier ein Meinungswandel abzuzeichnen. Die kosovo-albanische Delegation, die seit Sonntag abend durch den 31jährigen Leiter der politischen Verwaltung der UCK, Hashim Thaqi, angeführt wird, will keinesfalls einer Entwaffnung der UCK- Einheiten durch internationale Truppen zustimmen. Das Angebot, die UCK könnte sich in eine neu zu schaffende Polizei integrieren, könne den Sicherheitsbedürfnissen der Kosovo-Albaner nicht genügen, sagten Kontaktleute der kosovo-albanischen Delegation. Diese Position werde auch von dem kosovo-albanischen Präsidenten Ibrahim Rugova und dem Vorsitzenden der „Vereinigten Demokratischen Bewegung“, Rexhep Qosja, die beide stellvertrende Delegationsleiter sind, mitgetragen. Die Atmosphäre zwischen den Kosovo-Albanern sei sehr gut, man habe sich zusammengerauft, berichten die gleichen Quellen. Ob die Wahl Thaqis die Verhandlungen erschwert, muß sich noch zeigen. Die serbische Seite lehnte bisher direkte Verhandlungen mit der UCK ab. Kommentar Seite 12

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