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„Rambouillet ist unser Schicksal“

Während sich US-Außenministerin Albright bei der Kosovo-Konferenz als Vermittlerin inszeniert, versuchen die Albaner den Rahmenplan nachzubessern. Die Stimmung bei den Serben wird schlechter  ■ Aus Rambouillet Erich Rathfelder

Belustigt waren manche Beobachter und Journalisten, als sich internationale Politiker am Wochenende in Szene setzten. „Sie werden erklären, sie würden die Verhandlungen nach vorne bringen“, prognostizierte schon am Samstag ein Korrespondent der kosovoalbanischen Zeitung Koha Ditore. Somit würde nur inszeniert, was vorher klar gewesen sei, stimmten auch serbische Journalisten zu. Als US- Außenministerin Albright verkündete, die Delegationen seien aufgrund ihrer Intervention erstmals zusammengetreten und hätten noch eine Woche länger Zeit, waren die Voraussagen eingetreten.

Den Beobachtern und den zahlreichen Aktivisten der verschiedenen Parteien, der Exilorganisationen beider Seiten war in der letzten Woche bald klar geworden, daß es sich bei der Veranstaltung im Schloß um ein Diktat der Kontaktgruppe handeln mußte. Denn die wenigen Informationen verdichteten sich bald zu einem Strom. Und sie enthielten auf beiden Seiten nur eine Botschaft: Die internationale Seite lege den Delegationen ständig neue Papiere vor. Der Rahmenplan sei zwar bekannt gewesen, nicht jedoch die Annexe.

Während die taktisch zusammengestellte, keineswegs hochrangige serbische Delegation auf Anweisungen wartete und sich ihre Zeit mit Spaziergängen und Alkoholgelagen vertrieb – so wollen es Insider wissen – versuchten die Albaner, noch die Texte zu verändern: Sie wollten die Möglichkeit offenhalten, nach der dreijährigen Übergangszeit die Unabhängigkeit Kosovos zu erreichen.

„Wir werden uns ohne eine solche Garantie nicht zufrieden geben“, sagte Jashar Salithu, der jahrelange Haft wegen seines Engagements für die albanische Sache hinter sich hat. Der heute in der Schweiz lebende Salihu gehört zu einem harten Kern von UCK- Sympathisanten. Knackpunkt ist für ihn wie auch für den Sprecher der UCK in Deutschland, Sabri Kicmari, die Frage der Entwaffnung der UCK, die in dem Plan intendiert ist. „Die Albaner können sich nicht mehr dem guten Willen der internationalen Seite ausliefern. Wir brauchen unsere Armee, um uns zu schützen.“ Auch andere Albaner denken so. Sie wollen nicht garantieren, daß die UCK- Leute in der Delegation sich auch bei ihren eigenen Leuten durchsetzen können, gäben sie nach.

US-amerikanische Berater der albanischen Delegation können sich einen Kompromiß vorstellen. Er müßte darin liegen, daß die Albaner nicht nur Zugang zur Polizei haben, sondern ein Restkontingent der UCK behalten dürften. Dann könnte die UCK unterzeichnen – wenn die Nato die Umsetzung garantiert.

Für die Serben sieht dies anders aus. Das Bonbon für Milošević sei nicht nur die Garantie, Kosovo weiter im jugoslawischen Staatsverband zu belassen, erklärten serbische Journalisten. Ohne die Entwaffnung der UCK würde der Präsident kaum zustimmen. So werde die serbische Delegation anhand des Annexes „Sicherheit“ um diese Frage ringen. Doch wird die Stimmung unter den Serben pessimistischer. Nur knapp 200 Teilnehmer unterstützten ihre Delegation in Rambouillet. Dagegen zeigten die Albaner am Wochenende Mobilisierungskraft. Zehntausende Gastarbeiter und Exilierte kamen. „Alle sollen sehen, daß das gesamte Volk hinter unserer Delegation steht“, erklärten Demonstrationsteilnehmer. „Hier wird über unser Schicksal verhandelt.“ Kommentar Seite 12

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