: Deutsche Ausländer raus
■ Ungarn weist deutsche Skinheads aus. Verfassungsschützer: Neonazis weichen mit illegalen Treffs immer häufiger ins Ausland aus
Budapest/Hannover (dpa) – 26 überwiegend deutsche Neonazis sind am Montag aus Ungarn ausgewiesen worden. Dies bestätigte ein Polizeisprecher dem ungarischen Rundfunk. Die deutschen Skinheads, die zu einer Gedenkfeier der ungarischen Neonazis nach Budapest gereist waren, hatten zusammen mit ungarischen und österreichischen Gesinnungsgenossen in einem einschlägig bekannten Klub randaliert und Polizeibeamte tätlich angegriffen. Dabei erlitten acht Polizisten leichte Verletzungen. 34 Neonazis, darunter die 26 Ausländer, wurden festgenommen.
Nach Erkenntnissen des deutschen Verfassungsschutzes weicht die Neonazi-Szene mit ihren illegalen Treffen immer häufiger nach Ungarn aus. Dort gebe es eine starke rechtsextremistische Szene, die in engem Kontakt zu den in Deutschland bekannten rechten Gruppen stehe, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Verfassungsschutzes am Montag in Hannover. Am Wochenende hatte die Polizei in Berlin rund hundert Neonazis an der Fahrt nach Budapest gehindert und sechs Männer festgenommen.
Die Rechtsextremisten gehen nach Worten eines Verfassungsschützers davon aus, daß sie in Ungarn weitgehend unbehelligt und ungestört agieren können. Schon früher seien die Neonazis nach Tschechien oder in die Slowakei gereist. Für das Treffen am Wochenende in Budapest hatten die Neonazis in ganz Deutschland geworben. In der ungarischen Hauptstadt hatten sie am Samstag an einer Kundgebung teilgenommen. Dabei sollte an die bei den Kämpfen um Budapest im Februar 1945 gefallenen deutschen und ungarischen Soldaten erinnert werden. Die Polizei war zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingeschritten, da die Veranstaltung ordnungsgemäß angemeldet war und die Teilnehmer der Demonstration keine Fahnen mit Hakenkreuzen verwendeten.
Zu Ausschreitungen kam es erst am späten Samstagabend, als sich ein Teil der Demonstranten zum Umtrunk in dem als Neonazi- Treffpunkt berüchtigten Budapester „Viking-Klub“ einfand. Das wilde Treiben der alkoholisierten Glatzenträger rief die Ordnungshüter auf den Plan. Die am Schauplatz Festgenommenen wurden wegen „Gewalt gegen Amtspersonen“ und „Rowdytums“ angezeigt, die Ausländer unter ihnen sind in Schnellverfahren verurteilt und dann des Landes verwiesen worden.
Das Neonazi-Gedenken auf der Burg von Buda fand in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Am 13. Februar 1945 waren sowjetische Truppen in Budapest eingerückt, nachdem zuvor ein Ausbruchsversuch der in der Stadt eingeschlossenen deutschen Truppen und der mit ihnen verbündeten ungarischen Pfeilkreuzler gescheitert war.
Das offizielle Ungarn gedachte am Sonntag im Beisein des deutschen und des russischen Militärattachés des Jahrestages der Beendigung der Kämpfe um Budapest.
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