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Eins Minus für Rosemarie Raab

Lehrer, Schüler und Eltern sind ausnahmsweise einmal entzückt über eine Entscheidung der Schulsenatorin. Nun fehlt nur noch Geld für Betreuung von Computern  ■ Von Judith Weber

Beim Frühstück die Zeitung aufzuschlagen, dürfte heute morgen ein Genuß gewesen sein für Schulsenatorin Rosemarie Raab. All jene, die seit Monaten ihren schulpolitischen Sparkurs gegeißelt hatten, waren gestern voll des Lobes über die Sozialdemokratin.

„Fantastisch“ sei Raabs Entscheidung, an den Schulen der Hansestadt 171 LehrerInnenstellen weniger zu sparen als geplant, freute sich Gudrun Zimdahl, stellvertretende Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW. Auch ihre Chefin Anna Ammonn „begrüßte“ den Beschluß – besonders jenen Passus, in dem Raab ankündigt, auf eine Arbeitszeiterhöhung für GymnasiallehrerInnen zu verzichten.

Als einen „Lichtblick am Ende des Tunnels“ bezeichnete Steven Galling, Geschäftsführer der SchülerInnenkammer, die Pläne. Er hofft, daß vor allem die SchülerInnen davon profitieren. Denn weniger gestreßte LehrerInnen geben besseren Unterricht. Zudem hatten diverse PädagogInnen angekündigt, keine Klassenfahrten mehr anzubieten, falls Raab ihre Sparpläne durchdrücken würde.

Dafür, daß diese Gefahr nun abgebogen ist, klopfte sich die SchülerInnenkammer gestern zu Recht selbst auf die Schulter: „Der Druck, der nicht zuletzt durch die massiven Schülerproteste entstanden ist, hat Wirkung gezeigt“, freute sich Galling. Die Kammer hatte im Dezember mit einer 168-Stunden-Demonstration Aufsehen erregt.

Auch Hamburgs GAL ist zufrieden mit der Entscheidung. Nun gelte es, „die inhaltliche und strukturelle Weiterentwicklung des Schulwesens“ zu diskutieren, sagte Vorstandssprecher Peter Schaar.

Grund für die allgemeine Freude ist ein Rechenfehler der Schulbehörde. Die hatte vor zwei Jahren 4300 Jugendliche mehr veranschlagt, als bis 2001 in die Schulen kommen werden. Dadurch sank die Zahl der erforderlichen LehrerInnen nun um 284 Stellen. 57 davon kassierte die Finanzbehörde als Beitrag zur Haushaltskonsolidierung. 56 weitere fallen weg, weil Sparmaßnahmen – etwa die Erhöhung der SchülerInnenzahl pro Klasse – mit weniger Jugendlichen auch weniger bringen.

Wie die verbleibenden 171 Stellen zu verwenden sind, darüber wird noch gestritten. Raab hat vorgeschlagen, allen LehrerInnen, die bisher Dreiviertel-Verträge haben, nach fünf Dienstjahren ganze Stellen anzubieten. Die Elternkammer möchte die 171 Jobs lieber als Verschiebemasse nutzen, um dem Stundenausfall beizukommen. Und die GEW fordert, ältere Lehrer zu entlasten und ihre Unterrichtsverpflichtung zu senken. Zwei Wochen haben die Kammern Zeit, ihre Vorschläge auf Raabs Schreibtisch zu legen. Überzeugen sie die Senatorin nicht, bleiben die jetzigen Pläne bestehen.

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