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Bergarbeiterboß Miron Cozma verhaftet

■ Dutzende bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Bergarbeitern in Rumänien verletzt

Bukarest (taz) – Der rumänische Bergarbeiterführer Miron Cozma, den das Oberste Gericht am Montag zu 18 Jahren Haft wegen Untergrabung der staatlichen Autorität verurteilt hatte, ist gestern in der Nähe der südrumänischen Stadt Caracal, rund 170 Kilometer westlich der Hauptstadt Bukarest, von einer Antiterroreinheit verhaftet worden. Zuvor hatten etwa 2.000 Polizisten und Gendarmen die rund 4.000 Bergarbeiter bei ihrem Marsch in Richtung Bukarest auseinandergetrieben. Dabei kam es neben dem Dorf Stoenesti in der Nähe der Stadt Caracal gestern früh zu mehrstündigen schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Ordnungstruppen und Bergarbeitern. Mehrere Dutzend Menschen auf beiden Seiten sowie mehrere Journalisten wurden dabei zum Teil schwer verletzt.

Die Polizei verhaftete im Laufe der Auseinandersetzungen weitere Mitglieder der Gewerkschaftsführung aus dem Schiltal sowie mehrere hundert Bergarbeiter. Die meisten Bergarbeiter kehrten unterdessen mit Zügen wieder nach Hause ins Schiltal zurück. Miron Cozma selbst wurde gestern vormittag per Hubschrauber in die Hauptstadt Bukarest geflogen. Cozmas Anwälte verlangten vom Staatspräsidenten Emil Constantinescu, ihn zu begnadigen.

Rumänische Regierungspolitiker zeigten sich in ersten Stellungnahmen erleichtert über den Ausgang des Bergarbeitermarsches und gratulierten den Ordnungstruppen zu ihrem Einsatz. Rumäniens Justizminister Valeriu Stoica sagte, der Ausgang des sechsten Bergarbeitermarsches bedeute gleichzeitig auch das Ende solcher Proteste. Miron Cozma habe fast zehn Jahre lang versucht, sich dem Gesetz entgegenzustellen. Doch jetzt habe die „Zivilisation des Gesetzes“ gesiegt.

Der Senatspräsident und Chef der zweitgrößten Regierungspartei, der Demokratischen Partei, Petre Roman, sandte seinerseits eine schlichtende Botschaft an die Bergarbeiter im Schiltal. Die Bergarbeiter müßten jetzt begreifen, so Petre Roman, daß ihre Probleme sich besser ohne ihren Führer Miron Cozma lösen ließen. Cozma und andere Gewerkschaftsführer müßten verurteilt werden, sagte Petre Roman. Für die einfachen Bergarbeiter solle das Parlament jedoch ein Amnestiegesetz erlassen. Keno Verseck

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