: Im Fünferpack – Allen recht und niemandem weh
■ Zum 13. Mal wurde der schwul-lesbische Filmpreis Teddy verliehen. Weltweit ist die Berlinale das einzige Festival, das eine solche Plattform für schwul-lesbisches Filmschaffen hat
Vor zwölf Jahren, im Charlottenburger Buchladen Prinz Eisenherz, fing es an: Gus van Sant und Pedro Amodóvar erhielten die ersten Teddys, eine Auszeichnung, mit der die besten schwul-lesbischen Filme einer jeden Berlinale gewürdigt werden sollten. Wieland Speck, heute Leiter der Panorama- Sektion, hatte die Idee zu dem Preis, dessen Verleihung sich in den folgenden Jahren von einer eher marginalen Szeneveranstaltung hin zur Gala entwickelte.
Heute gehört die Teddy-Vergabe zwar nicht zum offiziellen Programm der Berlinale, erhält aber längst internationale Aufmerksamkeit: Eine Erfolgsstory, resümierte Speck denn auch mit einiger Berechtigung, als er die Gala am Samstag abend im Fassbinder- Saal des Hauses der Kulturen der Welt eröffnete. Moritz de Hadeln, der normalerweise auf einen Sprung vorbeischaut, um anerkennende Worte zu sprechen, ließ diesmal nur Grüße ausrichten – die Verleihung der Berlinale-Kamera an Robert Rodriguez hatte Vorrang. Aber immerhin: Der Teddy, so de Hadeln, zähle zu dem, was die Berlinale von Festivals wie Cannes und Venedig unterscheide: „Wer wissen möchte, was die Besonderheit der Berlinale ist, hat auch hier eine Antwort: Unser Festival möchte mit diesem Preis seine Offenheit und Toleranz gegenüber allen – einschließlich sexueller – Minderheiten demonstrieren“, hieß es im Grußwort. Statt de Hadeln waren dabei: Hella von Sinnen und Georg Uecker, die die Moderation übernahmen, Ingrid Caven, die für eine Chanson- Einlage sorgte, Michaela Lindner, die einstige Bürgermeisterin eines Dorfes in Sachsen-Anhalt, dessen Bewohner sie abwählten, nachdem ihre Transsexualität bekanntgeworden war, das Schlagerduo Rosenstolz und andere Szeneprominenz mehr. Das Männertanzensemble „Rosa Cavaliere“ tanzte einen Reigen, von dem sich nicht so genau sagen läßt, ob es Werbung für die Homoehe oder eine Schwanensee-Imitation war, Rosa von Praunheim führte eine mächtige rote Federkrone „aus dem Mülleimer von Madonna“ vor, und eine Dolmetscherin machte Punkte, als sie „schwul“ und „lesbisch“ in Gebärdensprache übertrug, was lustig-sexualisierte Gesten ergab. „Sieht ja aus wie Monica Lewinsky“, fand Georg Uecker.
Was die Preise anging, wollte die achtköpfige Jury – die Juroren sind vorwiegend Veranstalter schwul-lesbischer Filmfestivals – ganz offensichtlich niemandem weh tun: Gut die Hälfte der Berlinale-Filme, die von schwul-lesbischem Interesse waren, bekam auch eine Auszeichnung. Greta Schiller erhielt für „The Man Who Drove With Mandela“ den Teddy für den besten Dokumentarfilm, Andrew Soo für „Liu Awaiting Spring“ den Teddy für den besten Kurzfilm. „Trick“ von Jim Fall bekam den Siegessäule-LeserInnen- Jury-Preis und Lukas Moodyssons „Fucking Amal“ den mit 5.000 Mark dotierten Teddy für den besten Spielfilm. Weil deutsche Produktionen in diesem Jahr außergewöhnlich stark vertreten waren, wurden sie mit den Spezialpreis der Jury bedacht: Für Kutlug Atamans „Lola & Bilidikid“, Max Färberböcks „Aimée & Jaguar“, Monika Treuts „Gendernauts“ sowie die Kurzfilme „Ferkel“ und „NYNY'n Why Not“ von Luc Feit respektive Michael Brynntrup gab es die Ehrung im Fünferpack. Cristina Nord
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