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Arizonas Gouverneurin kennt keine Gnade

■ Der deutschstämmige Karl LaGrand dürfte heute abend in den USA hingerichtet werden

Florence (AP/dpa) – Kurz vor der angesetzten Hinrichtung des wegen Mordes zum Tode verurteilten deutschstämmigen Karl LaGrand liefen die Bemühungen um seine Begnadigung gestern auf Hochtouren. Doch bereits am Montag hatte sich die Gouverneurin des Bundesstaates, Jane Hull, vor Beginn der Anhörung im zuständigen Gnadenausschuß in Florence in Arizona ausdrücklich dagegen ausgesprochen, den Vollzug der Todesstrafe auszusetzen.

Karl LaGrand hatte 1982 zusammen mit seinem Bruder Walter eine Bank überfallen und den Filialleiter mit einem Brieföffner erstochen, als dieser nur die Hälfte der Zahlenkombination für den Tresor wußte. Auch Walter LaGrand wurde zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung ist für den 3. März angesetzt.

Der deutsche Botschafter in den USA, Jürgen Chrobog, war als persönlicher Beauftragter von Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Anhörung im Staatsgefängnis von Florence gereist, um sich dort für die Begnadigung LaGrands einzusetzen. Ebenfalls vor Ort war die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Claudia Roth (Grüne). Auch Außenminister Joschka Fischer hat sich nach Angaben des Bonner Auswärtigen Amts erneut an US-Außenministerin Madeleine Albright gewandt, um eine Vollstreckung des Todesurteils zu verhindern.

Die deutschen Vertreter und die Anwälte des Todeshäftlings argumentieren unter anderem, daß die Brüder zur Tatzeit erst 18 und 19 Jahre alt waren, ihr Verbrechen bereuten und sich inzwischen geändert hätten. Außerdem hätten die US-Behörden entgegen einer internationalen Vereinbarung die deutsche Vertretung in den USA seinerzeit nicht über die Festnahme der LaGrand-Brüder informiert. Daher habe man nicht für eine angemessene Verteidigung der Angeklagten sorgen können. Große Hoffnung gab es nicht. Noch nie ist in Arizona ein Todeskandidat begnadigt worden. Kommentar Seite 12

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