: Deutsches Design
Wohn- und Alltagsdesign made in Germany genießt zwar einen guten Ruf, international hervorgetreten ist die deutsche Wirtschaft jedoch weniger durch spektakuläre Entwürfe als durch solide Verarbeitung. So kommt es, daß viele Neuauflagen von Möbelklassikern in Deutschland gefertigt werden – so etwa durch die Firma Vitra in Weil am Rhein –, aber nur wenige Entwerfer international bekannt geworden sind. Indiz für die deutsche Technikorientierung im Design: Die Entwürfe trugen in der Vergangenheit häufig nur Seriennummern.
Als Wegbereiter des Industriedesigns in Deutschland gilt der Bauhausschüler Wilhelm Wagenfeld, der bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit Glas- und Metallentwürfen internationale Auszeichnungen erhielt. Nach dem Krieg wurde er innerhalb Deutschlands mit seinen Kreationen für die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF), für den Solinger Besteckhersteller Pott sowie für verschiedene Betriebe der Glasindustrie zum Branchenvorbild. Sein Teeservice aus Jenaer Glas aus dem Jahr 1932 wurde in den fünfziger Jahren von Heinrich Löffelhardt modernisiert.
Zu den ersten deutschen Entwerfern, die nach dem Zweiten Weltkrieg internationale Formtendenzen aufgriffen, zählte der Architekt Egon Eiermann. Bereits 1950 entwickelte er seinen an Entwürfen von Charles Eames angelehnten Schichtholzstuhl „SE 69“, der vor allem in Hörsälen und Wartezimmern zum Einsatz kam.
Als geradezu prototypischer Vertreter schlichter Funktionalität erwies sich der Elektrogerätehersteller Braun AG aus Kronberg im Taunus. Das populärste Braun- Produkt ist die Radio-Phono- Kombination „SK4“ von Hans Gugelot und Dieter Rams aus dem Jahr 1956, besser bekannt als „Schneewittchensarg“.
Auch andere Braungeräte wie Rasierapparate, Kaffeemühlen und -maschinen sind nach Dieter Rams' Motto „Weniger Design ist mehr Design“ gestaltet und mittlerweile zu Sammlerobjekten geworden. Den Bekanntheitsgrad des „Schneewittchensargs“ konnten andere Braun-Erzeugnisse nicht erreichen – dafür gilt Braun als erster Repräsentant einer unverwechselbaren Corporate Identity.
Zu den international renommiertesten deutschen Firmen zählt die Rosenthal AG in Selb. In der oberbayerischen Porzellanfabrik wurden unter anderen das taillierte Kaffee- und Teeservice „Form 2000“ von Richard Latham aus dem Jahr 1953 produziert, das von Catherine de Souza für das Entwurfsbüro von Walter Gropius entwickelte Teeservice „TAC 1“ (1969), das Service „Suomi“ von Timo Sarpaneva (1976) sowie das wohl erfolgreichste postmoderne Kaffee- und Teeservice „Flash“ von Dorothy Hafner (1984). Seit zwei Jahren produziert Rosenthal das Service „Moon“ von Jasper Morrison, des prominentesten Vertreters der neuen Sachlichkeit. rkr
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