: Nachtbühne ohne Gartenzwerg
■ Das Kammerspiele-Team Ulrich Waller und Ulrich Tukur soll ab kommender Spielzeit das Theater im Zimmer übernehmen
In den letzten Wochen waren die Kammerspiele eher wegen gartenzwergformatiger Nachbarschaftsstreitereien in die Schlagzeilen geraten, doch nun geht es im Zusammenhang mit dem kleinen Haus wieder um eine große Sache: Die Hamburger Kulturbehörde , den beiden künstlerischen Leitern des Theaters, Ulrich Waller und Ulrich Tukur, auch die Bespielung des Theaters im Zimmer zu übertragen. Der diesbezügliche Vorschlag von Kultursenatorin Christina Weiss wurde Donnerstag abend auf der Deputationssitzung parteiübergreifend begrüßt. Konkrete Gespräche sollen nach der nächsten Premiere an den Kammerspielen am 7. März aufgenommen werden.
Seitdem Gerda Gmelin im September vorigen Jahres nach fast 40 Jahren als Prinzipalin des Theaters im Zimmer zurücktrat, herrschte Ungewißheit über die Zukunft der Bühne an der Alsterchaussee. Neben ihrem Sohn, dem Bühnenbildner Christian Masuth, gab es zehn weitere Bewerber um die Übernahme des derzeit mit 700.000 Mark geförderten Hauses, darunter die Hochschule für Musik und Theater und der Chef des Altonaer Theaters, Axel Schneider. Mit vier der Interessenten führte die Kulturbehörde Gespräche, wobei es ein großes Anliegen war, das „Haus in erfahrene Hände“ zu geben. Gleichzeitig hatte Christina Weiss stets deutlich gemacht, daß sie das Duo Waller/Tukur, die mit Berlin in Verhandlung über die Bespielung von zwei Theatern standen, gerne in der Hansestadt halten würde.
Mit der Wahl „der Ulis“ hat sich Christina Weiss für eine personelle und ästhetische Verjüngung des Theaters im Zimmer entschieden und geht gleichzeitig ein relativ geringes Risiko ein. Experimente will sich die Stadt angesichts der leeren Kasse nicht leisten. Waller und Tukur, die die einst krisengeschüttelten Kammerspiele wieder zu einem soliden Haus machten, sollen auch am zweiten Spielort neues Publikum gewinnen, ohne das traditionelle komplett zu vergraulen. Ein Konzept wird erst in der zweiten Märzwoche vorgestellt; gemunkelt wird von einer „Nachtbühne mit anspruchsvollem Spätprogramm“.
Christiane Kühl
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