: Landwirten droht sehr schlechte Ernte 1999
■ Anhaltender Regen hat die Felder unter Wasser gesetzt / Winter war viel zu warm
Hannover/Bremen. Durch Tauwasser und anhaltenden Regen droht den niedersächsischen Landwirten eine schlechte Ernte. Das gleiche gilt für die bremischen Bauern. Auf den Feldern staue sich das Wasser, es herrsche eine „Ausnahmesituation“, sagte ein Sprecher des Landvolkverbandes gestern in Hannover. Stehe das Wintergetreide wie Roggen, Wintergerste und -weizen zu lang im Nassen, beginne es zu faulen. Als Folge müßten die betroffenen Felder erneut gepflügt und mit Sommergetreide bestellt werden, dessen Erträge jedoch erfahrungsgemäß geringer ausfallen. Schon jetzt sei zudem klar, daß sich die diesjährige Kartoffelernte verzögern werde, hieß es vom Landvolkverband.
Bessere Aussichten hingegen haben die Obstbauern im Alten Land, dem größten geschlossenen Obstanbaugebiet Deutschlands. Der Baumbestand hat den Winter bisher gut überstanden. „Wir hatten an der Niederelbe auch keine extremen Temperaturen“, sagte der Leiter der Obstbauversuchsanstalt (OVA) in Jork (Kreis Stade), Karl-Heinz Tiemann. Die Nässe aber bereitet auch den Obstbauern Sorgen. Tiemann: „Es muß endlich aufhören zu regnen.“ Man brauche trockene Wege, um dringend notwendige Pflege, Pflanzungen und Düngearbeiten vorzunehmen. Derzeit seien die Plantagen kaum befahrbar. „Der Boden ist matschig und gequollen“, erklärte Karl-Heinz Tiemann gestern.
Im Rückblick auf den meteorologischen Winter stellte der Deutsche Wetterdienst in Hamburg fest, daß der Winter diesmal insgesamt zu warm war. Mit Mitteltemperaturen von 2,9 Grad in Hannover sei es bis zu zwei Grad wärmer als üblich gewesen, sagte Meteorologe Hans- Joachim Heinemann. „Insgesamt war es aber ein typisch norddeutscher Winter. Es war alles dabei: Sturm und Regen, Eis und Schnee und ein Auf und Ab der Temperaturen.“ Die Niederschläge zwischen 120 und 235 Lite je Quadratmeter zeigten kaum auffällige Abweichungen vom langjährigen Mittel. Nur nördlich der Elbe sei es etwas zu naß gewesen. Auch die Sonnenscheindauer habe mit 140 bis 165 Stunden im normalen Rahmen gelegen. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen